DAW: Beschränkung der Slots in Gaststätten auf zwei Automaten hat nicht zu mehr Spielerschutz geführt.
Die Glücksspielbranche in Deutschland steht vor einem Richtungsstreit. Im Zentrum der Kontroverse steht die Gastronomie, in der seit dem Jahr 2019 lediglich zwei Geldspielgeräte pro Betrieb erlaubt sind. Während die ursprüngliche Intention im Spielerschutz lag, offenbart sich inzwischen ein zunehmend kritisches Bild: Der illegale Markt wächst, und das auf Kosten des regulierten Sektors.
Warnung der DAW: Schwarzmarkt auf dem Vormarsch
Georg Stecker, Sprecher des Vorstands der Deutschen Automatenwirtschaft (DAW), lässt an dieser Entwicklung kein gutes Haar. Er sieht in der Verordnung einen Auslöser für eine gefährliche Marktverschiebung:
„Eine Reduzierung der Geräte-Anzahl wäre ein Turbo für die Illegalität.“
Nach seiner Einschätzung drohe der wachsende Schwarzmarkt bald die Hälfte des Markts zu dominieren. Der Rückgang legaler Spielmöglichkeiten in der Gastronomie sei ein Katalysator für unkontrollierte Angebote – etwa im Internet oder in nicht zugelassenen Etablissements.
Dies habe weitreichende Konsequenzen, auch fiskalischer Natur: Jährlich entgehen dem Staat durch illegale Automaten schätzungsweise mindestens 500 Millionen Euro an Steuereinnahmen.
Gastronomie am Limit: Einnahmen brechen weg
Die wirtschaftliche Dimension betrifft insbesondere die Gastronomiebetriebe selbst. Jürgen Benad vom Dehoga-Bundesverband verweist auf die strukturelle Bedeutung der Geräte für kleinere Lokale. Vor allem Betriebe mit geringem Speisenanteil seien auf zusätzliche Einnahmequellen angewiesen:
„Gerade in herausfordernden Zeiten sind Geldspielgeräte ein stabilisierender Faktor für viele Gastronomen.“
Zudem finde das Spiel im öffentlichen Raum statt – unter sozialer Kontrolle. Aus Sicht des Verbandes ergibt sich daraus eine besondere Form des Verbraucherschutzes, die im digitalen oder illegalen Raum fehle.
Evaluierungsbericht spaltet Meinungen
Die jüngste Veröffentlichung des Evaluierungsberichts zur Spielverordnung hat das Thema neu entfacht. Diskutiert wird unter anderem eine Reduzierung auf ein Gerät pro Lokal oder gar ein komplettes Verbot. Diese Optionen stoßen auf scharfe Kritik in der Branche, die in solchen Maßnahmen eher eine Verlagerung als eine Lösung erkennt.
Die gesetzlich verankerte Aufgabe, Spieler in legale Bahnen zu lenken – der sogenannte Kanalisierungsauftrag – werde durch die aktuelle Entwicklung unterlaufen, meint Stecker:
„Wir brauchen nicht mehr Restriktion, sondern eine vernünftige Balance. Legales Angebot muss gestärkt werden, um überhaupt eine Alternative zu bieten.“
Politik unter Zugzwang
Beim Runden Tisch am 8. Juli in Berlin wurde deutlich: Der politische Handlungsdruck ist hoch. Doch ebenso klar wurde, dass die Lösungsansätze differenzierter sein müssen als bisher.
Zwischen wirtschaftlichen Realitäten, regulatorischem Anspruch und gesellschaftlicher Verantwortung scheint ein neues Gleichgewicht dringend erforderlich.
Ob es gelingt, das Glücksspiel in der Gastronomie nachhaltig zu ordnen, hängt nun maßgeblich davon ab, wie die politischen Entscheidungsträger auf die vorliegenden Fakten reagieren.
Quelle: Die Deutsche Automatenwirtschaft
Bildquelle: Die Deutsche Automatenwirtschaft