Ein wachsender Anteil des deutschen Online-Glücksspielmarktes entfällt auf nicht illegale Anbieter.
Die aktuellen Zahlen der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) belegen eine zunehmende Herausforderung für die Regulierung des Online-Glücksspielmarkts in Deutschland. Im Jahresbericht für 2024 stellt die GGL einen markanten Anstieg illegaler Sportwettenangebote fest.
Deutlicher Zuwachs bei nicht genehmigten Sportwettenanbietern
Während im Vorjahr 281 nicht zugelassene deutschsprachige Webseiten identifiziert wurden, liegt diese Zahl nun bei 382 – ein Zuwachs von 36 Prozent. Parallel dazu sank der relative Anteil legaler Angebote weiter.
Zum Jahresende 2024 wurden lediglich 34 Webseiten als zulässig eingestuft, die von 30 offiziell lizenzierten Anbietern betrieben werden. Das Verhältnis zwischen erlaubten und unerlaubten Plattformen bleibt damit stark unausgeglichen.
Regulierter Markt verliert an Sichtbarkeit und Relevanz
Diese Dynamik hat weitreichende Konsequenzen, wie der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) betont. Präsident Mathias Dahms sieht in der Ausbreitung des Schwarzmarktes keine vorübergehende Entwicklung, sondern ein strukturelles Risiko für den regulierten Markt:
„Ein legaler Markt, der in seiner Gestaltung unattraktiv bleibt, kann seine Schutzfunktion nicht erfüllen. Wer die Nutzer nicht überzeugt, verliert sie an unregulierte Anbieter.“
Mehr Vielfalt, weniger Kontrolle: Was illegale Seiten so attraktiv macht
Ein wesentlicher Grund für die Beliebtheit illegaler Angebote liegt in deren Funktionsumfang. Viele dieser Seiten bieten ein umfangreiches Portfolio an Live-Wetten, eine größere Bandbreite an Sportarten und deutlich weniger Einschränkungen für Nutzer.
Während legale Anbieter strenge Regeln zum Spielerschutz einhalten müssen – etwa Einsatzlimits und Identitätsprüfungen –, profitieren nicht lizenzierte Plattformen von regulatorischen Lücken.
Auch die Einschätzung über die Marktanteile der illegalen Anbieter sorgt für Diskussionen. Die GGL geht von einem Anteil von rund 25 Prozent am gesamten Online-Glücksspiel aus. Der DSWV hingegen beruft sich auf externe Erhebungen, nach denen bis zu 50 Prozent des Marktes illegal sein könnten.
GGL verschärft Maßnahmen zur Marktbereinigung
Gleichzeitig zeigen die Aktivitäten der GGL im Bereich der Vollzugsmaßnahmen Wirkung. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 231 Untersagungsverfahren eingeleitet. Durch Geo-Blocking und rechtliche Verfügungen wurden über 1.100 Webseiten in Deutschland unzugänglich gemacht.
Zudem erschwerten Maßnahmen im Bereich Payment-Blocking Transaktionen mit illegalen Anbietern erheblich. Auch die Reduktion der Sichtbarkeit solcher Plattformen in Google-Werbeanzeigen trug zur Marktbereinigung bei.
Neben repressiven Mitteln legt die GGL auch einen Fokus auf Spielerschutz. 2024 wurde das „Markers of Harm“-System zur Erkennung problematischen Spielverhaltens erstmals offiziell eingesetzt und vom Verwaltungsgericht Mainz juristisch bestätigt.
Branche fordert grundlegenden Kurswechsel in der Regulierung
Dennoch bleibt die zentrale Forderung des DSWV bestehen: Eine wirksame Regulierung muss nicht nur schützen, sondern auch konkurrenzfähig sein. Der Verband plädiert für eine gezielte Ausweitung legaler Wettoptionen und eine praxisnahe Anpassung der Regulierung – insbesondere mit Blick auf das Verhalten der Nutzer.
Die GGL kündigte für 2025 weitere rechtliche Prüfverfahren sowie eine intensivere internationale Zusammenarbeit an. Ziel sei es, den illegalen Markt langfristig zu entkräften und ein stabiles, sicheres Glücksspielumfeld in Deutschland zu etablieren.
Quellen: Deutscher Sportwettenverband (DSWV). Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL)
Bildquelle: Deutscher Sportwettenverband (DSWV)