Laut dem DSWV verliert Deutschland im Wett-Bereich den Anschluss an den Rest Europas.
Wenn internationale Fernsehzuschauer über den Sieger des Eurovision Song Contest spekulieren, geschieht dies nicht selten mit einem Einsatz – in Form einer Wette. In vielen Ländern Europas ist es üblich und legal, auf kulturelle Großereignisse wie den ESC zu wetten.
In Deutschland hingegen ist diese Möglichkeit bislang nicht vorgesehen. Grund ist der Glücksspielstaatsvertrag, der nur Wetten auf ausgewählte Sportereignisse erlaubt, kritisiert der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) in seiner jüngsten Pressemmitteilung.
Legale Eventwetten in Europa längst Standard
Der DSWV hält diese Regulierung für veraltet und realitätsfern. Der rechtliche Rahmen bilde nicht die tatsächliche Nachfrage ab und verhindere, dass moderne, digitale Wettangebote unter staatlicher Kontrolle entstehen. Stattdessen werden Spieler auf inoffizielle Plattformen verwiesen – mit erheblichen Risiken für Sicherheit und Suchtprävention.
In Staaten wie Großbritannien, den Niederlanden oder Schweden gehören Eventwetten zum regulären Repertoire lizenzierter Anbieter. Dort können Nutzer nicht nur auf Sport, sondern auch auf politische Wahlen, Preisverleihungen oder Unterhaltungsformate setzen. Eine solche Vielfalt existiert in Deutschland nicht. Die Regelungen trennen strikt zwischen Sportwetten und allen anderen Wettformen.
Dies führt dazu, dass deutsche Nutzer regelmäßig auf nicht lizenzierte Anbieter ausweichen, die im Ausland sitzen und sich den nationalen Vorschriften entziehen. Ein regulierter Markt mit nachvollziehbaren Regeln und klaren Schutzmechanismen könnte diesem Trend entgegenwirken – bisher jedoch fehlt der politische Wille zur Öffnung.
Verzerrte Marktbedingungen und Einnahmeverluste
Ein weiterer Aspekt betrifft die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Gesetzeslage. Illegale Anbieter erzielen durch das bestehende Verbot Wettbewerbsvorteile – und zwar auf Kosten legaler Marktteilnehmer und des Staates selbst. Denn die Umsätze, die durch Eventwetten im Ausland generiert werden, bleiben für den deutschen Fiskus unsichtbar.
Auch im Bereich klassischer Sportwetten zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht. Während Großbritannien und Schweden nahezu alle Sportarten und Wettbewerbe freigegeben haben, ist das Angebot in Deutschland stark eingeschränkt. Die Zahlen sprechen für sich: 35 Prozent der Sportarten und lediglich 13 Prozent der Wettbewerbe sind aktuell bewettbar.
Rechtslage bleibt diffus: Beispiel E-Sport
Besonders deutlich wird die Unsicherheit in der Regulierung beim Thema E-Sport. Hier gibt es weder ein ausdrückliches Verbot noch eine klare Zulassung. Stattdessen entscheidet die zuständige Behörde im Einzelfall, ob es sich beim zu bewettenden Ereignis um ein sportlich relevantes Geschehen handelt. Dies ist nicht nur zeitaufwändig, sondern führt zu einer Rechtsunsicherheit für Anbieter wie Nutzer.
Dabei ist im Glücksspielstaatsvertrag vorgesehen, dass sich die Behörde bei Bedarf von einem Sportbeirat beraten lassen kann. Auch relevante Fachverbände sollen einbezogen werden. Dennoch bleibt der Prozess komplex und undurchsichtig – ein weiterer Faktor, der gegen die Attraktivität des legalen Marktes arbeitet.
Deutschland muss nachziehen
Die derzeitige Praxis verfehlt das eigentliche Ziel des Glücksspielrechts: Kanalisierung und Kontrolle des Wettverhaltens. Solange legale Anbieter kein umfassendes Produktportfolio anbieten dürfen, wird sich der Trend zur Nutzung illegaler Seiten fortsetzen. Eine Modernisierung des Staatsvertrags ist daher unumgänglich.
Nur durch die Zulassung legaler Eventwetten und eine Erweiterung des Sportwettenangebots kann der deutsche Markt im europäischen Vergleich wieder an Relevanz gewinnen. Die nächste Überarbeitung des Glücksspielstaatsvertrags muss diese Themen endlich aufgreifen – im Interesse von Verbraucherschutz, Steuergerechtigkeit und Markttransparenz.
Quelle: Deutscher Sportwettenverband (DSWV)
Bildquelle: Deutscher Sportwettenverband (DSWV)