Der französische Medienkonzern Banijay übernimmt Tipico vom Finanzinvestor CVC.
Der französische Medien- und Glücksspielkonzern Banijay übernimmt den deutschen Sportwettenanbieter Tipico vom Finanzinvestor CVC Capital Partners. Der Unternehmenswert beträgt 4,6 Milliarden Euro. Tipico soll mit Banijays Plattform Betclic fusionieren. Die Banijay-Gruppe wird damit zum viertgrößten europäischen Anbieter von Sportwetten und Online-Gaming.
Finanzrahmen und Struktur
Nach Angaben beider Unternehmen wird Banijay zunächst rund 65 Prozent an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen halten. Über Kaufoptionen soll der Anteil auf 72 Prozent steigen. CVC bleibt Minderheitsaktionär. Die Gründer von Tipico bringen ihre Beteiligung vollständig ein und bleiben langfristig beteiligt.
Banijay finanziert die Übernahme durch ein Kreditpaket von rund 3 Milliarden Euro, das auch die bestehenden Schulden von Tipico refinanziert. Nach Abschluss der Transaktion wird der Konzern mit einer Verschuldung von etwa 3,5-mal EBITDA rechnen. Innerhalb von drei Jahren soll dieser Wert unter 2,5 fallen.
Für Betclic und Tipico wurden Unternehmenswerte von 4,8 beziehungsweise 4,6 Milliarden Euro angesetzt. Beide Marken bleiben bestehen und bilden zusammen mit Admiral die neue Gaming-Sparte von Banijay.
Umsatz, Marktposition und Reichweite
Das kombinierte Unternehmen erzielt pro forma für 2024 einen Umsatz von 3,0 Milliarden Euro und ein bereinigtes EBITDA von 854 Millionen Euro. Der Free Cashflow liegt bei 716 Millionen Euro. Banijay verdoppelt damit Umsatz und Ertrag in der Gaming-Sparte.
Auf Konzernebene erhöht sich der Umsatz auf 6,4 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA steigt auf 1,4 Milliarden Euro.
Die neue Einheit wird in sechs regulierten Märkten aktiv sein. Dazu gehören Deutschland, Frankreich, Portugal, Österreich, Polen und die Elfenbeinküste. Zusammen betreuen Betclic und Tipico etwa 6,5 Millionen aktive Kunden pro Jahr und beschäftigen rund 5.300 Mitarbeiter.
Tipico gilt als Marktführer in Deutschland und betreibt über 1.250 Annahmestellen in Deutschland und Österreich. Das Unternehmen erzielte 2024 einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.
Im September 2025 übernahm Tipico die österreichische Marke Admiral, die 2024 346 Millionen Euro umsetzte. Betclic erzielte 2024 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro und ist stark in Frankreich, Portugal, Polen und der Elfenbeinküste.
Ziele der Transaktion
Banijay will mit der Übernahme die eigene Gaming-Sparte ausbauen und stärker diversifizieren. Das Verhältnis zwischen Entertainment & Live und Gaming verschiebt sich damit auf 53 zu 47 Prozent des Konzernumsatzes. Zuvor lag der Anteil von Gaming bei etwa 30 Prozent.
Durch den Zusammenschluss erwartet Banijay jährliche Synergien von rund 100 Millionen Euro. Diese sollen durch Umsatzwachstum, gemeinsame Technologieplattformen und Effizienzsteigerungen erreicht werden.
Banijay-Präsident Stéphane Courbit nannte die Transaktion „einen entscheidenden Schritt in der Entwicklung des Konzerns“. Banijay führe Unternehmer und Talente zusammen und stärke damit seine Position im europäischen Gaming-Markt.
Konzernchef François Riahi erklärte, Tipico sei ein Unternehmen mit klarer Produktorientierung und hoher Profitabilität und passe damit perfekt in die Strategie von Banijay.
Nicolas Béraud, Gründer von Betclic und künftiger Vorsitzender des Verwaltungsrats von Banijay Gaming, sprach von „einem europäischen Champion für Sportwetten und Online-Gaming“.
Führungsstruktur, regulatorische Hürden und juristische Risiken
Zum 1. Januar 2026 übernimmt Nicolas Béraud den Vorsitz des Verwaltungsrats von Banijay Gaming. Julien Brun wird CEO von Betclic. Joachim Baca, ehemaliger CEO von Tipico, wird stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats. Axel Hefer bleibt CEO von Tipico.
Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe. Der Vollzug wird für Mitte 2026 erwartet. Betclic wird im Zuge der Fusion seinen 53,9-prozentigen Anteil am deutschen Wettanbieter Bet-at-Home verkaufen, um Überschneidungen zu vermeiden.
In Deutschland laufen mehrere Klagen gegen Wettanbieter, darunter Tipico, wegen Verlusten aus der Zeit vor 2020. Ein Pilotverfahren liegt beim Europäischen Gerichtshof. Tipico-Chef Axel Hefer erklärte, man werde eine Entscheidung akzeptieren und gegebenenfalls Rückzahlungen leisten.
Unternehmensprofile
Banijay ist eine international tätige Gruppe mit den Segmenten Content Produktion, Live-Erlebnisse und Online-Gaming. 2024 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro und ein EBITDA von 900 Millionen Euro.
Betclic wurde 2005 gegründet und gehört zu den führenden Anbietern von Online-Sportwetten in Europa. Tipico entstand 2004 in Deutschland und beschäftigt mehr als 3.800 Mitarbeiter. Das Unternehmen arbeitet mit Partnern des Deutschen Fußball-Bundes und der Deutschen Fußball Liga zusammen.
Mit dem Erwerb von Tipico und der Zusammenführung mit Betclic stellt sich Banijay breiter auf. Der Konzern erwartet steigende Erträge, wachsende Marktanteile und eine stabile Entwicklung in regulierten Märkten. Der Schritt gilt als die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte und stärkt Banijays Position in einem stark wachsenden Segment.
Quelle & Bildquelle: https://www.tipico-group.com/press/banijay-erwirbt-mehrheitsbeteiligung-an-tipico-und-staerkt-damit-fuehrungsposition-im-bereich-sportwetten-und-online-gaming/







