YouTube: Neue Nutzungsbedingungen bringen starke Einschränkungen für Poker-Creator.
Eine neue Welle von Richtlinienänderungen auf YouTube trifft die Poker-Content-Szene hart. Zahlreiche Vlogger und Streamer berichten von Altersbeschränkungen, Monetarisierungsverlusten und unklaren Verwarnungen für Inhalte, die bislang als unproblematisch galten. Das Poker-Genre steht vor einer ungewissen Zukunft auf der weltweit größten Videoplattform.
Poker-Stars verlieren Sichtbarkeit
Brad Owen, einer der populärsten Vertreter der Szene mit 775.000 Abonnenten, erlebt aktuell einen drastischen Einbruch seiner Reichweite. Seine Videos werden vermehrt altersbeschränkt, obwohl, wie er betont, „kaum Obszönitäten enthalten sind“ und seine Zuschauerschaft zu 99,6 % aus Erwachsenen bestehe.
In einem Fall meldete ein menschlicher Prüfer ein Video aufgrund angeblicher Obszönitäten, obwohl weder der Titel noch der Inhalt oder das Vorschaubild derlei Verstöße zeigten. Owen beklagt, dass seine Inhalte ohne triftige Gründe eingeschränkt würden und damit ihre Auffindbarkeit im Algorithmus drastisch sinke.
Kleinere Kanäle besonders betroffen
Auch kleinere Streamer wie Gary Blackwood und Nick Eastwood berichten von massiven Auswirkungen. Eastwood, Mitglied des 888poker-Teams, erklärte, dass sich seine Einnahmen auf rund zehn Prozent des ursprünglichen Werts reduziert haben.
In einem aktuellen Video schildert er, dass einige seiner Livestreams trotz identischem Aufbau unterschiedlich behandelt worden seien: Während zwei Streams problemlos liefen, seien zwei andere wegen angeblich gefährlicher Inhalte eingeschränkt worden.
Der Creator Weazel beklagte nach einer freiwilligen 18+-Einstufung einen Rückgang seiner Aufrufe von durchschnittlich 1.500 auf nur 150 – ein Rückschlag, der viele kleine Pokerkanäle in ihrer Existenz bedrohe.
Keine klaren Kriterien erkennbar
Ein zentrales Problem bleibt die mangelnde Transparenz seitens YouTube. Poker wird nach wie vor widersprüchlich eingeordnet: Während die Plattform Poker in einigen Dokumenten als Geschicklichkeitsspiel aufführt, unterliegt es in anderen Bereichen den strengen Richtlinien für Online-Glücksspiel. Eine klare Definition oder einheitliche Richtlinie fehlt.
Die jüngsten Anpassungen der Plattform sehen zudem vor, dass jegliche Links, Logos oder Erwähnungen von nicht zertifizierten Glücksspielseiten untersagt sind. Da die Zertifizierung länderspezifisch erfolgt und öffentlich schwer einsehbar ist, tappen viele Creator im Dunkeln, welche Inhalte als risikobehaftet gelten.
Schutzmaßnahmen und verzweifelte Anpassungsversuche
Viele Poker-Creator versuchen, sich durch präventive Maßnahmen zu schützen: Links werden entfernt, Logos und Werbebanner aus den Videos gelöscht und sensible Begriffe vermieden. Einige setzen auf zusätzliche Altersverifikationen, obwohl dies die Reichweite weiter reduziert.
Da YouTube selbst loyalen Abonnenten eingeschränkte Inhalte teils nicht mehr vorschlägt, versuchen viele Ersteller, ihre Communities über externe Plattformen wie X oder Instagram auf dem Laufenden zu halten.
Ursachensuche: Fehlerhafte KI oder politischer Druck?
Die Hintergründe für YouTubes restriktives Vorgehen bleiben Spekulation. Einige sehen fehlerhafte Künstliche Intelligenz als Ursache, die Poker irrtümlich als Glücksspiel identifiziert. Andere vermuten Werbedruck oder eine vorsorgliche Reaktion auf neue gesetzliche Initiativen in den USA, die sich verstärkt gegen Online-Glücksspiel richten.
Gerade angesichts der bald beginnenden World Series of Poker wächst die Sorge, dass die Plattform die aktuelle Praxis nicht rechtzeitig überdenkt. Für viele Creator steht weit mehr auf dem Spiel als nur Reichweite – es geht um ihre wirtschaftliche Existenz.
Quellen: YouTube Nick Eastwood, Google: Community-Richtlinien von YouTube
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