Star Entertainment soll Milliarden an illegalen Geldern gewaschen haben.
Ein neues Kapitel im australischen Glücksspielskandal: Die Star Entertainment Group steht unter dem massiven Druck der Aufsichtsbehörden. Die Australian Transaction Reports and Analysis Centre (AUSTRAC) fordert eine Strafe von 400 Millionen AUD, was für den Betreiber ein existenzbedrohendes Szenario darstellen könnte.
Ein System voller Schlupflöcher
Die Ermittlungen gegen das Unternehmen haben ein komplexes Netzwerk aus Geldwäsche, Intransparenz und mangelhaften Kontrollen zutage gefördert. Bereits im Jahr 2021 wurde die Untersuchung durch AUSTRAC eröffnet, das Zivilstrafverfahren läuft seit Ende 2022.
Im Mittelpunkt steht der Zeitraum von 2016 bis 2020, in dem nach Behördenangaben massive Verstöße gegen die Anti-Geldwäsche-Vorgaben stattgefunden haben sollen.
Die Vorwürfe betreffen insbesondere die Rolle von Star als Drehscheibe für illegale Finanztransaktionen. Die internen Vorkehrungen zur Verhinderung von Geldwäsche galten als unzureichend.
Verdächtige Transaktionen in zweistelliger Milliardenhöhe sollen über die Casinos des Unternehmens abgewickelt worden sein – ohne nennenswerte Kontrollinstanzen. Die Identitäten der Spieler blieben vielfach unklar, die Geldquellen wurden selten überprüft.
Besonders alarmierend: Star gestattete es Kunden, Bargeld in nicht nachvollziehbaren Kanälen zu bewegen. Berichte über Geldtransporte in Koffern oder Kühlboxen, gefälschte Bestätigungsschreiben für Überweisungen sowie direkte Bargeldauszahlungen belegen die Dimension des Kontrollversagens.
Verbindungen zur Suncity-Gruppe und zur organisierten Kriminalität
Die Ermittlungen zeigen, dass Star trotz wiederholter interner und externer Warnhinweise jahrelang mit der berüchtigten Suncity Group kooperierte. Die Gruppe führte exklusive VIP-Bereiche in den Casinos und ermöglichte High-Rollern umfangreiche Spielaktivitäten. Ihr Gründer, Alvin Chau, wurde 2023 in Macau wegen illegalen Glücksspiels zu 18 Jahren Haft verurteilt.
Chau war nicht nur regelmäßig Gast in den Casinos, sondern auch Kreditnehmer – mit Beträgen von bis zu 266 Millionen AUD. Trotz öffentlicher Berichterstattung über seine kriminellen Verbindungen setzte Star die Geschäftsbeziehung bis zur Verhaftung Chaus fort. Laut Ermittlern wusste Star bereits 2016, dass "Kunde Eins" in direkter Verbindung zu organisierten Netzwerken stand.
Gerichtliches Tauziehen um die Strafe
Vor dem Bundesgericht stellt sich nun die Frage, ob eine Geldstrafe in Höhe von 400 Millionen AUD verhältnismäßig ist. AUSTRAC argumentiert, dass der Betrag eine notwendige Abschreckungswirkung auf die Branche habe. AUSTRAC-Anwalt Simon White erklärte:
„Das ist keine übermäßige, sondern eine notwendige Maßnahme.“
Star selbst räumt die Versäumnisse ein, plädiert jedoch auf Milderung. Die Verteidigung fordert eine Reduktion auf 100 Millionen AUD, was laut Aussagen des Managements das absolute Limit darstellt, ohne eine Insolvenz auszulösen.
Finanzvorstand Frank Krile erklärte in nicht-öffentlichen Verhandlungen, dass man andernfalls den Verpflichtungen gegenüber Investoren und Kreditgebern nicht mehr nachkommen könne.
Rettungsversuch mit offenem Ausgang
Im April 2025 wurde ein Rettungspaket von insgesamt 300 Millionen AUD geschnürt. Es stammt vom amerikanischen Casino Konzern Bally’s und dem australischen Investor Bruce Mathieson.
Die erste Zahlung über 100 Millionen AUD ist bereits erfolgt, die verbleibenden 200 Millionen bedürfen der Zustimmung der Anteilseigner. Auch hier bestehen Risiken: Bally’s selbst weist eine hohe Verschuldung auf, während es Großprojekte in den USA verfolgt.
Zeitgleich wurde die Beteiligung von Star am Queen’s Wharf-Projekt in Brisbane verkauft, um weitere Kapitalverpflichtungen abzugeben. Die vollständige Kontrolle über die Immobilie Star Gold Coast bleibt hingegen im Unternehmen, das dort langfristiges Potenzial sieht.
Lizenzen gefährdet – Vertrauen erschüttert
Inzwischen ist auch das regulatorische Vertrauen schwer beschädigt. Star Sydney wurde in New South Wales als nicht lizenzierungsfähig eingestuft. Die Lizenz bleibt bis mindestens Ende September 2025 ausgesetzt, ebenso droht eine Aussetzung in Queensland. Die Standorte stehen unter externer Verwaltung, ein dauerhafter Entzug der Lizenz ist nicht ausgeschlossen.
Der Fall Star Entertainment ist ein Menetekel für die gesamte Branche: Er zeigt, dass regulatorische Nachlässigkeit über Jahre hinweg ein System entstehen lassen kann, in dem Milliarden fließen – weitgehend unbeobachtet. Die abschließende Entscheidung über die Höhe der Strafe wird somit auch als Signal für die gesamte Glücksspielindustrie Australiens gewertet.
Quelle: 9News
Bildquelle: The Star Entertainment Group Limited