DSWV stellt sich gegen die Darstellung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen.
In der deutschen Glücksspielbranche ist ein Streit über die faktische Darstellung der Marktgröße entbrannt. Hintergrund ist der aktuelle Jahresbericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), in dem die Organisation den Umsatz des legalen Sportwettenmarktes in Deutschland im Jahr 2023 auf rund 12 Milliarden Euro schätzt. Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) hält diese Angabe für grob überhöht und widerspricht energisch.
Klare Zahlen dank Sportwettensteuer
Nach Einschätzung des DSWV sei der Markt 2023 nicht gewachsen, sondern im Gegenteil um 5,4 Prozent zurückgegangen. Das tatsächliche Umsatzvolumen habe demnach bei 7,72 Milliarden Euro gelegen. Die Differenz zu den Angaben der DHS beträgt mehr als vier Milliarden Euro – ein gravierender Unterschied, der laut Verband auf methodische Unzulänglichkeiten oder mangelnde Transparenz hindeutet.
Die Grundlage für die Berechnung des DSWV sind die Steuereinnahmen aus dem regulierten Markt. Jeder Einsatz im legalen Sportwettenbereich unterliegt der Sportwettensteuer, die derzeit bei 5,3 Prozent liegt. Diese Daten werden vom Bundesfinanzministerium regelmäßig veröffentlicht und gelten als verlässlicher Indikator für Marktbewegungen. Ein Vertreter des DSWV kommentierte:
„Wenn 5,3 Prozent Steuer auf jeden Euro erhoben werden, lassen sich die Gesamtumsätze rückrechnen – und genau das tun wir.“
Daraus ergebe sich das vom DSWV ermittelte Umsatzvolumen – deutlich niedriger als von der DHS veröffentlicht.
Verdacht auf Einbeziehung illegaler Anbieter
Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die unklare Quellenlage der DHS-Zahlen. Die vom DSWV herangezogene Differenz von vier Milliarden Euro lässt sich aus Sicht des Verbandes nur durch die Einbeziehung nicht lizenzierter Anbieter erklären. Falls dies der Fall sei, wäre es erstmals eine implizite Bezifferung des illegalen Schwarzmarktes – allerdings ohne transparente Kennzeichnung.
Sollte jedoch keine solche Einbeziehung erfolgt sein, stelle sich die Frage, wie die DHS zu ihrer Hochrechnung gelangt sei. Der DSWV fordert daher eine sachliche Korrektur oder zumindest eine offene Diskussion über die verwendeten Methoden und Annahmen.
Folgen für öffentliche Wahrnehmung und Regulierung
Die durch die Differenzen entstandene Unsicherheit hat nicht nur branchenspezifische Auswirkungen. Der DSWV warnt davor, dass auch Verbraucher, Medien, Politik und Regulierungsbehörden durch unzutreffende Marktdaten in ihrer Wahrnehmung beeinflusst werden.
Dies gefährde die Vertrauenswürdigkeit des legalen Marktes und erschwere eine faktenbasierte Regulierung. in der Erklärung des Verbandes heißt es:
„Fehlinformationen dieser Größenordnung schaden der Glaubwürdigkeit aller Beteiligten.“
Besonders die legal operierenden Anbieter hätten unter der öffentlichen Verzerrung zu leiden.
Ruf nach sachlicher Klärung
In einem abschließenden Appell fordert der DSWV die DHS dazu auf, ihre Berechnungsmethoden zu überprüfen und für mehr Transparenz zu sorgen. Dies sei notwendig, um das Vertrauen in die Datenlage wiederherzustellen und eine belastbare Grundlage für politische und gesellschaftliche Diskussionen zu schaffen.
Ob die DHS auf die Vorwürfe reagiert, ist derzeit unklar. Eine offizielle Stellungnahme zu den Berechnungsvorwürfen liegt bisher nicht vor.
Quellen: Deutscher Sportwettenverband (DSWV), glücksspielwesen.de
Bildquelle: Deutscher Sportwettenverband (DSWV)