Eine neue Studie der Universität Maastricht zeigt fünf verschiedene Glücksspiel-Typen auf.
Forscher der Universität Maastricht in den Niederlanden haben das Spielverhalten in Casinos und Spielhallen/Arcaden untersucht. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, worin sich die Besucher der beiden Spielstätten unterscheiden und welche Faktoren ihr Spielverhalten beeinflussen. Die Studie identifizierte insgesamt fünf verschiedene Glücksspiel-Typen, die sich je nach Spielumgebung unterschiedlich verhalten.
Casinos vs. Arcades: Motivationsunterschiede wissenschaftlich untersucht
Die Studie „Arkade, mehr als ein Spielchen?“, durchgeführt von der Fakultät für Arbeits- und Sozialpsychologie der Universität Maastricht, untersucht die unterschiedlichen Beweggründe für Casinobesuche und Arcade-Spielhallen. Verfasser der Studie sind Drs. Lisan Braas, Prof. Dr. Kai Jonas und Dr. Karlijn Massar.
In den Niederlanden gibt es Arcadehallen, die gegen Geldeinsatz verschiedene Geschicklichkeits- und Unterhaltungsspiele anbieten, darunter Flipper, Rennsimulatoren, Retro-Games, Sportspiele und Greifautomaten. Da in diesen Spielstätten keine direkten Geldgewinne möglich sind, gelten sie rechtlich nicht als Glücksspiel. Stattdessen können Spieler Sachpreise, Tickets oder Freispielguthaben gewinnen.
Die Motivation hinter einem Besuch wurde in der Studie anhand einer Skala von 1 bis 5 analysiert. Casinospieler erzielten für die finanzielle Motivation eine Durchschnittsbewertung von 2,48, während Arcadebesucher hier nur 1,98 erreichten.
Der Faktor Flucht aus dem Alltag wurde in Casinos mit 2,19 deutlich höher eingestuft als in Arcaden (1,53). Weniger stark ausgeprägt waren die Unterschiede beim Unterhaltungswert des Spiels selbst (2,77 in Casinos vs. 2,44 in Arcaden) sowie beim sozialen Erlebnis (2,53 vs. 2,21).
Die Studienergebnisse verdeutlichen, dass Casinobesucher stärker von finanziellen Aspekten und der Ablenkung vom Alltag motiviert werden, während Arcadebesucher das Spielen hauptsächlich als Freizeitbeschäftigung mit Unterhaltungs- und Gemeinschaftsfaktor betrachten.
Unterschiede bei Zeit, Geld und sozialem Verhalten
Nicht nur die Motivation für einen Besuch unterscheidet sich zwischen Spielhallen und Casinos, sondern auch das Verhalten während des Aufenthalts. Die Studie zeigt, dass Casinobesucher sowohl mehr Zeit als auch mehr Geld investieren – und dabei ihre geplanten Ausgaben häufiger überschreiten.
Dauer des Besuchs:
- Arcadebesucher: durchschnittlich 1 bis 1,5 Stunden pro Aufenthalt
- Casinobesucher: durchschnittlich 1 bis 2 Stunden
Durchschnittliche Ausgaben pro Besuch:
- Arcadebesucher: 20 bis 40 €
- Casinobesucher: 60 bis 100 €
Geplante vs. tatsächliche Ausgaben:
- Arcadespieler hielten sich in den meisten Fällen an ihr Budget.
- Casinospieler überstiegen ihre geplanten 40 bis 60 € jedoch deutlich.
Begleitung beim Besuch:
- Mit Freunden: 47 % (Arcade) vs. 43 % (Casino)
- Mit dem Partner: 34 % (Arcade) vs. 19,1 % (Casino)
- Alleine: 13 % (Arcade) vs. 17,7 % (Casino)
- Wechselnde Begleitung: 2,4 % (Arcade) vs. 12,6 % (Casino)
Diese Zahlen verdeutlichen, dass Casinobesucher weniger Kontrolle über ihre Ausgaben haben und seltener mit dem Partner, dafür häufiger mit wechselnder Begleitung oder allein unterwegs sind.
Verschiedene Spieler- und Risikogruppen
Die Forscher der Universität Maastricht haben im Rahmen ihrer Studie fünf verschiedene Spielertypen herausgearbeitet. Diese Gruppen unterscheiden sich sowohl hinsichtlich ihrer bevorzugten Spielform als auch in der Häufigkeit ihrer Teilnahme. Die Autoren stellten fest, dass es nur wenige Überschneidungen gibt – die meisten Spieler lassen sich klar zuordnen.
Drei Gruppen wurden von den Autoren mit dem Begriff „Risiko“ versehen. Dies ist jedoch keine Wertung über riskantes Spielverhalten, sondern lediglich eine begriffliche Entscheidung innerhalb der Untersuchung. Die fünf Gruppen lauten:
- Arcadespieler: Spielen fast ausschließlich Arcadespiele und nehmen nicht oder kaum an Glücksspielen teil.
- Niedrig-Risiko-Glücksspieler: Spielen gelegentlich Glücksspiele wie Lotterien oder Rubbellose.
- Mittel-Risiko-Glücksspieler: Spielen regelmäßig eine Mischung aus verschiedenen Glücksspielen.
- Hoch-Risiko-Glücksspieler: Vorwiegend männlich, mit oft sichtbarem problematischem Spielverhalten.
- Sportwetten-Spieler: Bevorzugen hauptsächlich Sportwetten oder TOTO.
Arcadespieler haben insgesamt eine deutlich kritischere Einstellung zum Glücksspiel und weisen seltener problematisches Spielverhalten auf.
Quelle: Open Science Framework (Originalstudie zum Download)