Forscher haben untersucht, wie Glücksspieler RTP-Angaben in Casinos interpretieren.
Laut einer aktuellen Untersuchung von Forschenden der Universitäten Bristol, London und Las Vegas führt die Angabe von Auszahlungsquoten (RTP) bei Online-Glücksspielen oftmals dazu, dass Spielerinnen und Spieler ihre Gewinnchancen überschätzen.
Bei Teilnehmenden mit riskantem oder problematischem Spielverhalten, bewertet anhand des PGSI-Scores, zeigte sich jedoch eine gegenteilige Tendenz: Ohne explizite RTP-Informationen bewerteten sie ihre Chancen höher als bei Spielen mit ausgewiesener Auszahlungsquote.
Wirkung von RTP und Hausvorteil
Die Studie bestand aus zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen mit Teilnehmenden, die alle über Erfahrung im Online-Glücksspiel verfügten. In der ersten Untersuchung wurden 2.019 Personen aus Großbritannien mit einem Durchschnittsalter von 39,6 Jahren einbezogen.
Die zweite Untersuchung umfasste 4.043 Personen aus Großbritannien und den USA, ebenfalls mit einem Durchschnittsalter von 39,6 Jahren. Beide Gruppen wurden anhand des PGSI auf mögliche Risikomuster im Spielverhalten untersucht.
In der ersten Untersuchung wurde verglichen, ob die Angabe eines RTP-Werts gegenüber keiner Angabe die Wahrnehmung der Gewinnwahrscheinlichkeit verändert. In der zweiten Untersuchung wurde getestet, wie sich eine RTP-Angabe gegenüber zwei Versionen einer Hausvorteilsbeschreibung auswirkt.
In Untersuchung 1 erhielten Teilnehmende entweder keine Information oder die Angabe: „Dieses Spiel zahlt im Durchschnitt 90 % aus.“
In Untersuchung 2 gab es vier Gruppen, darunter zwei Varianten zum Hausvorteil:
- „Dieses Spiel behält im Durchschnitt 10 % aller getätigten Geldeinsätze ein.“
- „Dieses Spiel ist so programmiert, dass es Sie im Durchschnitt 10 % Ihres Wetteinsatzes kostet.“
Anschließend erfolgte eine Bewertung der Gewinnchancen auf einer 7-stufigen Skala, beginnend von geringen Gewinnchancen (1) bis hin zu besten Gewinnchancen (7).
Fehlende RTP-Information beeinflusst Risikospieler stärker
Die erste Untersuchung der Studie brachte klare Ergebnisse: Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mit einer RTP-Angabe konfrontiert wurden, gaben im Median einen Skalenwert von 4,48 an. Ohne RTP-Angabe lag der Medianwert hingegen bei nur 2,82.
In der RTP-Gruppe zeigte sich keine Korrelation zwischen PGSI-Scores und der Einschätzung der Gewinnwahrscheinlichkeit. In der No-RTP-Gruppe hingegen bewerteten Personen mit erhöhtem Risiko ihre Chancen auf einen Gewinn spürbar optimistischer.
In der zweiten Untersuchung spiegelten sich diese Befunde wider. Teilnehmerinnen und Teilnehmer der RTP-Gruppe schätzten ihre Gewinnchancen weiterhin höher ein als jene der No-RTP-Gruppe. Die Median-Werte der Hausvorteil-Gruppen lagen dazwischen:
- RTP: 4,63
- No-RTP: 2,99
- Hausvorteil („Spiel behält 10 % der Einsätze ein”): 3,80
- Hausvorteil („Spiel kostet 10 % der Einsätze”): 3,02
Auch hier zeigte sich deutlich: Fehlt eine klare Angabe zu RTP oder Hausvorteil, überschätzen insbesondere Teilnehmende mit erhöhtem PGSI-Score ihre Gewinnchancen deutlich.
Welche Konsequenzen sich für den Spielerschutz ergeben
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass viele Spielerinnen und Spieler Auszahlungsquoten missverstehen und ihre Gewinnchancen daher systematisch überschätzen könnten. Eine RTP-Angabe von 90 % werde häufig als besonders hoher Wert wahrgenommen, obwohl dies realistisch betrachtet nicht der Fall ist.
Aus spielerschützender Perspektive könne die Umstellung auf eine Hausvorteilsangabe sinnvoll sein, insbesondere wenn klar hervorgehoben werde, welche „Kosten” dem Spieler tatsächlich entstehen.
Die Studie verdeutliche insgesamt die große Bedeutung subjektiver Wahrnehmungen beim Glücksspiel – ein Punkt, der bei Prävention und Aufklärung nicht vernachlässigt werden dürfe.
Die Autoren betonen jedoch, dass weitere Forschung nötig sei. Insbesondere sollten zukünftige Untersuchungen unterschiedliche RTP-Werte und ergänzende Angaben zur Volatilität berücksichtigen, um präzisere Empfehlungen entwickeln zu können.
Quellen: Science Direct, PubMed