Star Entertainment vor dem Aus? Handelsaussetzung und drohende Insolvenz erschüttern das Unternehmen.
Die Star Entertainment Group Limited befindet sich in einer schwerwiegenden finanziellen Krise. Der Glücksspielkonzern, der Kasinos in Sydney, Brisbane und an der Gold Coast betreibt, konnte seinen Halbjahresfinanzbericht für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2025 (1HFY25) nicht rechtzeitig einreichen. Dies hatte gravierende Konsequenzen: Die Australian Securities Exchange (ASX) setzte den Handel mit den Aktien des Unternehmens aus, was zu weiteren Turbulenzen führte.
Star Entertainment auf der Suche nach Investoren
Das Unternehmen kämpft mit massiven Liquiditätsproblemen und ist dringend auf eine Refinanzierung angewiesen. Ohne eine finanzielle Zusage zur Restrukturierung seiner Schulden und zur Sicherstellung zusätzlicher Liquidität könnte der Konzern in wenigen Wochen zahlungsunfähig sein.
Die Situation wirft auch große Fragen hinsichtlich der Zukunft von 9.000 Mitarbeitern auf, die um ihre Arbeitsplätze bangen müssen. Star sagte, es sei „eine Refinanzierungszusage erforderlich, die es The Star ermöglichen würde, alle bestehenden Unternehmensschulden der Gruppe zu refinanzieren und zusätzliche Finanzmittel bereitzustellen“, und erklärte, es werde den Markt über „wesentliche Entwicklungen“ auf dem Laufenden halten.
Aktienkurs im freien Fall – Vertrauen der Anleger schwindet
Die finanzielle Instabilität von Star Entertainment spiegelt sich in der dramatischen Entwicklung des Aktienkurses wider. Bereits am Freitag, nachdem das Unternehmen die Frist zur Vorlage des Finanzberichts verpasst hatte, brach der Aktienkurs um über 15 % ein.
Insgesamt hat der Glücksspielkonzern seit seinem Höchststand im Oktober 2021 bereits 98 % seines Börsenwerts verloren. Allein in der vergangenen Woche sank der Wert um ein Viertel.
Analysten warnen vor einer bevorstehenden Insolvenz. Angus Hewitt, Analyst bei Morningstar, erklärte:
„Wir gehen davon aus, dass das Unternehmen ohne externe Finanzierung bis Ende Februar nicht mehr zahlungsfähig sein könnte. Die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz liegt derzeit bei etwa 50 %.“
Regierung lehnt finanzielle Unterstützung ab
Die Unternehmensführung steht unter immensem Druck, eine Lösung für die Krise zu finden. Allerdings ist staatliche Hilfe ausgeschlossen. Chris Minns, Premierminister von New South Wales (NSW), stellte unmissverständlich klar:
„Wir haben unsere Position bereits vor einem Jahr geklärt. Es wird keine weiteren Rettungspakete für Star Entertainment geben.“
Auch die Regierung von Queensland, wo Star mehrere Standorte betreibt, zeigt sich zurückhaltend. Premier David Crisafulli erklärte, er sei offen für Gespräche, wolle aber sicherstellen, dass eine mögliche Lösung den Steuerzahlern und den 6.000 Beschäftigten in seinem Bundesstaat zugutekomme.
Existenzängste bei den Mitarbeitern
Die 9.000 Angestellten von Star Entertainment sind massiv betroffen. Viele von ihnen wissen nicht, wie es weitergeht, falls das Unternehmen in die Insolvenz rutscht. Andrew Jones, Direktor der United Workers Union, zeigte sich besorgt über die Zukunft der Beschäftigten:
„Seit Jahren kämpfen unsere Mitglieder mit Unsicherheit. Jetzt bangen sie um ihre Existenz.“
Das Unternehmen versicherte seinen Mitarbeitern am Freitag, dass sie in dieser Woche noch ihr Gehalt erhalten würden. Doch die Unsicherheit bleibt bestehen. Sollte Star Entertainment kein Finanzierungspaket sichern können, droht ein Insolvenzverfahren, bei dem externe Verwalter das Unternehmen übernehmen und möglicherweise Vermögenswerte verkaufen könnten.
Langjährige Probleme: Geldstrafen, Compliance-Verstöße und finanzielle Verluste
Die finanziellen Schwierigkeiten sind nicht neu. Bereits 2022 verhängte die NSW-Kasinokommission eine Geldstrafe von 100 Millionen AUD gegen Star Entertainment, nachdem das Unternehmen in seinen Kasinos in Sydney Geldwäsche begünstigt hatte. Zudem wurde Star vorgeworfen, schutzbedürftige Spieler gezielt ausgebeutet zu haben.
Diese Verstöße führten zu einem massiven Vertrauensverlust bei Investoren und Behörden. Seitdem befindet sich das Unternehmen in einer Abwärtsspirale. Die Einnahmen sanken drastisch, da High Roller das Unternehmen verlassen haben und steigende Lebenshaltungskosten die Nachfrage nach Glücksspielen dämpfen.
Gleichzeitig gibt das Unternehmen weiterhin monatlich 50 Millionen US-Dollar aus und verfügt nur noch über 79 Millionen US-Dollar an liquiden Mitteln. Diese Zahlen unterstreichen die prekäre Finanzlage und das steigende Risiko einer baldigen Zahlungsunfähigkeit.
Gibt es noch eine Rettung?
Die große Frage bleibt, ob Star Entertainment noch eine Möglichkeit hat, den finanziellen Kollaps abzuwenden. Ursprünglich hatte der US-Investor Oaktree angeboten, 650 Millionen AUD zur Verfügung zu stellen, um das Unternehmen zu stabilisieren. Ob dieses Angebot noch aktuell ist, ist unklar.
Eine weitere mögliche Rettung könnte aus den USA kommen. Der Kasinokonzern Bally’s zeigte zuletzt Interesse an Star Entertainment und entsandte Vertreter nach Australien, um die Standorte des Unternehmens zu begutachten. Sollte Bally’s als Investor einspringen, könnte dies die dringend benötigte Liquidität bringen.
Sollte jedoch keine der geplanten Finanzierungsoptionen erfolgreich sein, wird das Unternehmen nicht mehr in der Lage sein, seine Schulden zu bedienen. In diesem Fall droht eine Insolvenzverwaltung, bei der Vermögenswerte verkauft und das Unternehmen möglicherweise in kleinere Einheiten aufgespalten wird.
Die kommenden Tage sind entscheidend
Die nächsten Tage werden über die Zukunft von Star Entertainment entscheiden. Sollte eine Finanzierungszusage erfolgen, könnte das Unternehmen den Handelsstopp an der ASX aufheben und den Halbjahresfinanzbericht nachreichen. Bleibt jedoch eine Lösung aus, wird sich das Unternehmen gezwungen sehen, den Weg in die Insolvenz anzutreten.
Die Folgen einer Insolvenz wären weitreichend: 9.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, Investoren hätten mit enormen Verlusten zu kämpfen, und die gesamte Glücksspielbranche Australiens könnte erschüttert werden. Es bleibt abzuwarten, ob Star Entertainment sich aus dieser Krise befreien kann – oder ob das Unternehmen vor dem endgültigen Zusammenbruch steht.
Quellen: The Star Entertainment Group, ABC News
Bildquelle: The Star Entertainment Group