Hohe Steuerlasten und die Bedrohungen durch den Schwarzmarkt belasten niederländische Casinos.
In den Niederlanden sehen sich lizenzierte Glücksspielunternehmen mit einer doppelten Herausforderung konfrontiert: Zum einen steigen die Steuerlasten für landbasierte Anbieter, zum anderen drängen immer mehr illegale Online-Casinos durch gezielte Werbung in den Markt. Die Konsequenz: Legale Anbieter verlieren zunehmend an Sichtbarkeit und Marktanteilen.
Diese Themen wurden am Mittwoch, dem 19. März 2025, im niederländischen Abgeordnetenhaus (Tweede Kamer) im Rahmen von Rundtischgesprächen diskutiert. Dabei kamen Vertreter aus der Glücksspielbranche, Suchtexperten und Statistiker zusammen.
Google erzielt Millionenumsätze mit Werbung für illegale Glücksspielseiten
Ein wichtiges Thema der Diskussion war die gezielte Werbung für nicht lizenzierte Online-Glücksspielanbieter. Frank Kastelijns, CEO von Circus Casino, stellte in diesem Zusammenhang eine Analyse des Verbands für Verantwortungsbewusste Affiliates (KVA) vor. Die Studie komme zu dem Ergebnis, dass Google jährlich rund 20 Mio. USD durch Werbeanzeigen für illegale Glücksspielplattformen verdiene.
Die ermittelten Zahlen seien bereits mit der Glücksspielbehörde Kansspelautoriteit geteilt worden. Die Untersuchung der KVA habe ergeben, dass 85 Unternehmen über Google Anzeigen für nicht lizenzierte Glücksspielanbieter schalten. Lediglich einer dieser Werbetreibenden sei in den Niederlanden ansässig, während der Großteil der Anbieter aus Indien, den USA, Polen oder der Ukraine stamme.
Im Februar 2024 hätten diese 85 Unternehmen zusammen 1,6 Mio. USD für Google-Werbung in den Niederlanden ausgegeben. Hochgerechnet auf ein Jahr würde sich daraus eine Summe von 20 Mio. USD ergeben.
Illegale Online-Casinos umgehen Zahlungslimits mühelos
Die Finanzströme auf dem Schwarzmarkt sind nicht zu übersehen: Bankauszüge von Spielern belegen, dass Einzahlungen bei illegalen Online-Casinos problemlos möglich sind. Hierbei kommt vor allem der Zahlungsdienst iDEAL zum Einsatz, während auf spezialisierten Krypto-Casino-Plattformen auch Kryptowährungen als Zahlungsmittel genutzt werden.
Michiel Nubé, CEO des legalen Anbieters Fair Play Casino, wies darauf hin, dass viele Spieler oft gar nicht wissen, ob sie sich auf einer lizenzierten oder unregulierten Plattform befinden.
Besonders problematisch sei die Nachahmung etablierter Marken durch illegale Anbieter. Diese kopierten gezielt das Design und den Namen lizenzierter Online-Casinos, sodass Nutzer über Google-Suchen häufig auf nicht lizenzierte Plattformen geleitet werden.
Zudem setzen Schwarzmarktanbieter gezielt auf Suchbegriffe wie „Spielen ohne Limits” oder „Casino ohne Cruks“, um Interessierte anzusprechen. Durch solche Strategien und die fehlenden Einzahlungslimits locken sie Spieler gezielt auf ihre Seiten.
Erhöhte Steuern setzen lizenzierte Glücksspielanbieter unter Druck
Während der Schwarzmarkt floriert, geraten lizenzierte Anbieter – ob online oder stationär – zunehmend unter wirtschaftlichen Druck. Kastelijns berichtete, dass sein Unternehmen im Jahr 2024 insgesamt 17 Millionen Euro an Glücksspielsteuern abgeführt habe.
Das Unternehmen habe dabei lediglich einen Nettogewinn von 500.000 Euro erzielt. Für das kommende Jahr prognostiziert Kastelijns eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, da sich die Betriebskosten weiter erhöhen.
Auch Vertreter von Holland Casino, JVH Gaming, der Nederlandse Loterij und der Postcode Loterij äußerten sich besorgt über die steigenden Belastungen für landbasierte Glücksspielanbieter. Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Online-Konkurrenz sei die Steuerlast für viele Unternehmen kaum noch tragbar.
Nach der letzten Steuererhöhung seien Anbieter gezwungen gewesen, Ausschüttungen an Spieler sowie Spenden an gemeinnützige Organisationen zu reduzieren. JVH Gaming habe zudem mehrere Standorte schließen müssen und weniger Mittel in Spielerschutzmaßnahmen investieren können.
Spielerschwund durch neue Bonitätsprüfungen
Seit dem 1. Oktober gelten für terrestrische Glücksspielanbieter verpflichtende Bonitätsprüfungen, was sich spürbar auf die Kundenzahlen auswirkt. Laut Arjan Blok, CEO der Nederlandse Loterij, füllen zwar 70 % der Spieler die erforderlichen Angaben zu ihrer finanziellen Lage aus, doch nur drei von 100 Kunden seien bereit, einen Einkommensnachweis vorzulegen.
Darüber hinaus sehen sich stationäre Spielstätten gegenüber Online-Anbietern benachteiligt. Eric Olders, CEO von Jack’s Casino, verwies auf die veraltete Glücksspielverordnung aus dem Jahr 2000, die ein Einsatzlimit von 0,20 € pro Spiel und eine maximale Verlustgrenze von 40 € pro Stunde vorschreibt. Eine Angleichung an die aktuellen Standards im Online-Glücksspiel sei aus seiner Sicht dringend erforderlich.
Quellen: Tweede Kamer, Aufzeichnung Rondetafelgesprek Kansspel