Casino St. Moritz geschlossen - Finanzielle Schwierigkeiten zwingen Betreiber zum Rückzug.
Die Schweizer Casino-Branche erlebt einen weiteren Rückschlag: Das renommierte Casino St. Moritz hat am Dienstag seine Türen überraschend geschlossen. Der Betrieb wurde per sofort eingestellt, nachdem die Haupteigentümerin den finanziellen Rückhalt entzogen hatte. Die Spielbankenkommission reagierte umgehend und eröffnete ein Verfahren zum möglichen Entzug der Konzession.
Investoren steigen aus – Finanzierung kollabiert
Der traditionsreiche Standort in den Bündner Alpen war seit mehr als zwei Jahrzehnten aktiv, konnte sich jedoch zuletzt nicht mehr wirtschaftlich behaupten. In einer offiziellen Erklärung verwies die Casino St. Moritz AG auf eine Kombination aus strukturellen und marktwirtschaftlichen Belastungen:
„Die Entscheidung beruht auf wirtschaftlichen Überlegungen, insbesondere aufgrund der herausfordernden Situation im Online-Glücksspielsegment, stark ausgeprägter Saisonalität und fehlender langfristiger Perspektiven.“
Den Ausschlag für die sofortige Schließung gab der Rückzug der Hauptaktionärin, die keine weiteren Mittel zur Finanzierung des laufenden Betriebs bereitstellte. Die Folge: Die Anforderungen an eine fortlaufend gesicherte Konzession gemäß Spielbankengesetz waren nicht mehr erfüllt.
Ohne ausreichende Eigenmittel ist der Betrieb einer Schweizer Spielbank nicht zulässig – ein Grundsatz, den die ESBK nun durch das eingeleitete Lizenzverfahren zur Anwendung bringt.
Die finanziellen Voraussetzungen seien nicht mehr gegeben, betont die Kommission in ihrer Begründung. Gleichzeitig stellt sie klar, dass dem Unternehmen das rechtliche Gehör gewährt werde, bevor über den formalen Lizenzentzug entschieden werde.
Kleines Casino, große Bedeutung für den Tourismus
Obwohl das Casino St. Moritz über ein vergleichsweise kleines Spielangebot verfügte – mit lediglich wenigen Spieltischen und einem überschaubaren Automatenbereich – war es ein fester Bestandteil des touristischen Angebots im Engadin. Die Schließung bedeutet daher nicht nur den Verlust von 31 Arbeitsplätzen, sondern auch eine merkliche Schwächung der regionalen Freizeitinfrastruktur.
Neben dem stationären Betrieb war das Haus auch im Besitz einer Konzession für Online-Spiele, deren Implementierung jedoch durch Verzögerungen im übergeordneten Konzessionsverfahren bislang nicht umgesetzt wurde.
Ausblick ungewiss – ESBK will dem Bundesrat Vorschläge unterbreiten
Die ESBK hat angekündigt, die Situation in der Region Südbünden umfassend zu analysieren und dem Bundesrat Optionen zur weiteren Nutzung des Standorts vorzuschlagen. Ob dort künftig wieder ein Casino eröffnet werden kann, ist derzeit offen.
Die Casinos Austria International, Muttergesellschaft der Betreiberin, zieht sich damit aus dem Standort St. Moritz zurück. In der Schweiz betreibt das Unternehmen nur noch die Spielbank in Lugano. Weltweit ist CAI in mehr als 35 Ländern aktiv.
Bewegung in der Schweizer Casino-Landschaft
Die Schließung in St. Moritz erfolgt vor dem Hintergrund einer allgemeinen Neustrukturierung der Casinobranche in der Schweiz. Im Jahr 2023 wurden neue Konzessionen für den Zeitraum 2025 bis 2044 vergeben. Zwölf der insgesamt 22 Lizenzen beinhalten eine Genehmigung für den Betrieb von Online-Spielangeboten.
Nicht alle bisherigen Standorte konnten eine neue Konzession erhalten. So wurde beispielsweise dem Casino in Schaffhausen keine neue Bewilligung erteilt – dort wird der Betrieb bis Ende 2025 eingestellt. Auch in Winterthur und Prilly kommt es zu Verzögerungen durch bauliche Probleme.
St. Moritz reiht sich damit in eine Liste von Casinostandorten ein, deren Zukunft ungewiss ist. Die Entwicklungen zeigen deutlich: Wirtschaftlicher Druck und regulatorische Anforderungen führen dazu, dass selbst etablierte Spielbanken nicht mehr als sicher gelten können.
Quellen: Casino St. Moritz, Eidgenössische Spielbankenkommission ESBK
Bildquelle: Casino St. Moritz