Hjelpelinjen-Bericht: Illegale Online Casinos in Norwegen Hauptursache der Spielsuchtproblematik.
Die norwegische Beratungsstelle Hjelpelinjen hat im Auftrag der Glücksspielaufsicht Lotteritilsynet ihren Jahresbericht für das Jahr 2024 veröffentlicht. Wie die Organisation Blå Kors, die für die Erstellung des Berichts verantwortlich zeichnet, erläutert, sei das Belastungsniveau im Bereich der Glücksspielsucht unverändert hoch geblieben.
Besonders deutlich zeichne sich ab, dass Online-Casinospiele bei den gemeldeten Problemlagen im Vordergrund stünden. Die Glücksspielbehörde äußerte sich besorgt über diese Entwicklung und wies explizit auf die wachsende Relevanz ausländischer Anbieter hin.
Suchtgefahr durch nicht regulierte Glücksspielangebote
Der aktuelle Bericht weist aus, dass im Jahr 2024 insgesamt 836 Anfragen über Telefon oder Chat bei der Hjelpelinjen registriert worden seien. Im Vergleich zum Vorjahr sei diese Zahl weitgehend stabil geblieben. Dennoch sehe die Behörde weiterhin großen Handlungsbedarf.
Den Angaben zufolge hätten in rund zwei Drittel der gemeldeten Fälle Online-Casinospiele als Auslöser der Suchtproblematik im Mittelpunkt gestanden. In den Erstkontakten seien solche Spiele in 64 % der Fälle als Hauptursache benannt worden.
Auffällig sei dabei insbesondere, dass in 58 % der Gespräche ausschließlich ausländische Anbieter als Quelle des Problems genannt worden seien. In weiteren 25 % der Fälle hätten die Betroffenen eine Kombination aus nationalen und internationalen Angeboten beschrieben. Lediglich in 8 % der Kontakte sei das staatliche Angebot von Norsk Tipping allein thematisiert worden.
Bei den Sportwetten habe sich ein ähnliches Bild gezeigt. In 29 % der Gespräche sei explizit auf ausländische Anbieter verwiesen worden. Weitere 49 % der Betroffenen hätten sowohl in- als auch ausländische Plattformen genutzt.
Probleme im Zusammenhang mit Poker seien in 4 % der Fälle berichtet worden, wobei nahezu 60 % dieser Fälle auf Online-Poker entfielen. Insgesamt unterstreiche dies nach Einschätzung der Hjelpelinjen die anhaltende Dominanz von Online-Angeboten bei der Entstehung von Spielsucht.
Auch die Altersverteilung der betroffenen Personen habe sich laut Bericht kaum verändert. Das Durchschnittsalter der von Glücksspielsucht betroffenen Spieler habe bei 32 Jahren gelegen. Bei 35 % der Erstkontakte hätten Spieler unter 25 Jahren im Mittelpunkt gestanden. Darüber hinaus seien in 88 % der Fälle Männer als Betroffene genannt worden.
Psychische Belastungen und hohe Verschuldung belasten Betroffene
Die Hjelpelinjen bewertet insbesondere die psychischen und finanziellen Auswirkungen, von denen die Betroffenen im Rahmen der Beratungsgespräche berichteten, als alarmierend. So hätten 72 % der Erstkontakte erklärt, unter psychischen Problemen wie Angstzuständen oder Depressionen zu leiden. In 9 % der Fälle seien sogar Suizidgedanken oder -versuche geäußert worden.
Auch die finanziellen Auswirkungen seien erheblich. Den Angaben zufolge hätten 47 % der befragten Spieler innerhalb der vier Wochen vor dem Kontakt Verluste von mindestens 10.000 norwegischen Kronen (etwa 850 Euro) erlitten. In 35 % der Fälle hätten die Verluste die Marke von 20.000 Kronen überschritten.
Die berichtete Schuldenlast sei ebenso besorgniserregend. So hätten 37 % der Betroffenen Glücksspielschulden von mindestens 100.000 Kronen angegeben. In 11 % der Gespräche seien Schulden in Höhe von mehr als einer halben Million Kronen genannt worden.
Zur Finanzierung ihrer Spielausgaben hätten rund 64 % der Betroffenen nach eigenen Angaben Kredite in Anspruch genommen. In 4 % der Fälle sei es laut Hjelpelinjen sogar zu rechtswidrigen Handlungen gekommen, um das Suchtverhalten aufrechtzuerhalten.
Die Aufsichtsbehörde kommt zu dem Schluss, dass diese Zahlen die enorme Belastung durch Spielsucht sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihr Umfeld deutlich vor Augen führten.
Quellen: Lotteri- og stiftelsestilsynet, Hjelpelinjen