National Gambling Support Network: Das Hilfsnetzwerk gegen Glücksspielsucht zieht Bilanz.
Zwei Jahre nach der Gründung des National Gambling Support Network (NGSN) verdeutlichen neue Zahlen die gesellschaftliche Relevanz dieses Projekts: Über 110.000 Menschen wurden seit April 2023 mit Beratung, Therapie oder Krisenintervention erreicht. Das Netzwerk, finanziert durch die Wohltätigkeitsorganisation GambleAware, setzt damit ein deutliches Zeichen im Kampf gegen die oft unterschätzte Gefahr der Glücksspielsucht, erklärte GambleAware am Donnerstag in einem Pressebericht.
NGSN: Ein Netzwerk, das Leben verändert?
Das NGSN wurde ins Leben gerufen, um Menschen mit Glücksspielproblemen durch ein dreistufiges Hilfssystem zu unterstützen. Je nach Bedarf erhalten Betroffene:
- niederschwellige Erstgespräche,
- intensivere Beratungsformate wie erweiterte Kurzinterventionen,
- oder umfassende stationäre Behandlungen im Rahmen der höchsten Unterstützungsstufe.
Diese Struktur erlaubt eine individuelle Anpassung der Hilfsmaßnahmen an die Lebensrealität der Betroffenen. Ziel ist es, niemanden allein zu lassen und jedem den Zugang zu passender Hilfe zu ermöglichen.
Frühe Unterstützung dank Kurzinterventionen
Ein zentraler Hebel des Erfolgs sind die sogenannten Kurzinterventionen. Diese kurzen, meist einmaligen Gespräche richten sich an Menschen mit erhöhtem Risiko, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln. Im Zeitraum zwischen April 2024 und April 2025 konnten 93 % mehr Menschen durch solche Maßnahmen erreicht werden – rund 21.000 Personen.
Dieser Zuwachs ist das Ergebnis gezielter Präventionsarbeit und verdeutlicht die Wichtigkeit frühzeitiger Interventionen. Für viele Betroffene stellen diese Gespräche den ersten Kontakt mit professioneller Hilfe dar.
Zugang in zwei Tagen – schneller als je zuvor
Eine der größten Hürden in der Versorgung psychischer Erkrankungen ist häufig die lange Wartezeit. Das NGSN begegnet dieser Problematik mit klar definierten Standards:
Innerhalb von 48 Stunden erfolgt eine erste Einschätzung der individuellen Situation. Die schnelle Reaktionszeit ist nicht nur für Betroffene entscheidend, sondern auch für Angehörige, die auf Hilfe hoffen.
Ein weiterer Meilenstein war die Einführung des Service Finder im Sommer 2024. Diese Online-Plattform erleichtert die Suche nach regionalen Hilfsangeboten und ermöglicht direkte Überweisungen.
Innerhalb weniger Monate wurden bereits 21.000 Menschen über das Tool weitervermittelt – ein klares Zeichen für die Bedeutung digitaler Angebote in der modernen Sozialarbeit.
Ein Fall, der Hoffnung macht
Wie konkret Hilfe aussehen kann, zeigt der Fall von Jackie Menzies. Der heute 38-Jährige hatte jahrelang mit seiner Sucht zu kämpfen, bevor er im Rahmen des NGSN an den Anbieter Adferiad überwiesen wurde.
Dort erhielt er nicht nur therapeutische Unterstützung, sondern wurde auch ermutigt, einen Beratungskurs an einem örtlichen College zu beginnen. Heute engagiert sich Jackie selbst in der Suchthilfe.
Gesellschaftliche Dimension der Suchtproblematik
Laut Schätzungen gibt es in Großbritannien mehrere zehntausende Betroffene, deren finanzielle und soziale Existenz durch exzessives Glücksspiel gefährdet ist.
Die Polizeibehörde von Durham reagierte darauf mit einem klaren Schritt: Sie unterzeichnete die Nationale Glücksspielcharta und schult nun ihre Beamtinnen und Beamten darin, gefährdete Personen frühzeitig zu erkennen und Hilfe anzubieten. Joy Allen, Polizei- und Kriminalitätsbeauftragte, betont:
„Glücksspielsucht ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche. Die Menschen brauchen Unterstützung, keine Vorwürfe.“
Der nächste Schritt
Für GambleAware ist klar: Das NGSN soll langfristig in die nationale Versorgungsstruktur integriert werden. Man wolle mit zukünftigen Partnern zusammenarbeiten, um das Angebot weiter zu stabilisieren und auszubauen. Auch Angehörige und Familienmitglieder von Betroffenen sind ausdrücklich in das Unterstützungsangebot eingeschlossen.
Mit einem niedrigschwelligen Zugang, schnellem Erstkontakt und differenzierten Hilfeformen stellt das NGSN ein wirksames Gegenmodell zum gesellschaftlichen Stigma rund um Glücksspielsucht dar – und gibt den Betroffenen ihre Perspektive zurück.
Quelle: GambleAware
Bildquelle: GambleAware