Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 enthüllt drastischen Anstieg des Illegalen Glücksspiels.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Jahres 2024 verdeutlicht, dass das Phänomen des unerlaubten Glücksspiels weiterhin auf dem Vormarsch ist. Mit 6.247 registrierten Fällen wurde ein neuer Rekord erreicht. Im Vergleich zum Vorjahr (5.281 Fälle) bedeutet dies eine erneute Zunahme um 18,3 Prozent. Die Entwicklung zeigt eine besorgniserregende Dynamik, denn seit dem Jahr 2017 haben sich die Fallzahlen um das Zwölffache erhöht.
Der rechtliche Graubereich des digitalen Glücksspiels
Die deutsche Strafverfolgung ist in diesem Bereich zwar äußerst effizient – die Aufklärungsquote liegt bei 98,1 Prozent – doch trotz dieser hohen Erfolgsrate bei der Aufklärung steigt die Zahl der Delikte Jahr für Jahr. Dies lässt Zweifel daran aufkommen, ob Repression als alleiniger Ansatz zur Eindämmung ausreicht.
Besonders häufig betroffen sind Online-Plattformen, bei denen Laien kaum zwischen legalen und illegalen Angeboten unterscheiden können. Trotz Reformen des Glücksspielstaatsvertrags befinden sich viele digitale Glücksspielangebote weiterhin in einer rechtlichen Grauzone. Dies erschwert nicht nur die Einhaltung der Regeln durch Nutzer, sondern auch eine effektive Kontrolle durch die Behörden.
Betroffene sehen sich oft mit drastischen Maßnahmen konfrontiert: Hausdurchsuchungen, Kontosperrungen und im Extremfall Haftbefehle können selbst in Fällen drohen, bei denen nur geringe Einsätze oder fehlender Vorsatz vorliegen. Die strafrechtliche Beratungspraxis berichtet von einer zunehmenden Zahl solcher Verfahren.
Reaktion der Branche: Kritik an restriktiver Regulierung
Die Interessenvertreter der legalen Glücksspielbranche sehen die Verantwortung vor allem bei der Politik. Die Deutsche Automatenwirtschaft warnt vor einem systemischen Versagen. Georg Stecker, Sprecher des Branchenverbands, erklärt:
„Die Schließung von legalen Spielhallen und die Einschränkung des regulierten Angebots führen nicht zu weniger Glücksspiel, sondern lediglich zu einer Verlagerung in illegale Strukturen.“
Stecker betont die Notwendigkeit, ein legales und attraktives Spielangebot zu schaffen, das den Bedürfnissen der Konsumenten gerecht wird. Nur so könne dem illegalen Markt wirksam begegnet werden. Der Verband fordert ein Regulierungskonzept, das nicht auf Verbote, sondern auf Angebot und Verbraucherschutz setzt.
Rückläufige Automatendelikte und Raubüberfälle
Parallel zur Zunahme beim illegalen Glücksspiel verzeichnen andere Kriminalitätsbereiche einen Rückgang. Im Bereich der Diebstähle von und aus Automaten wurden 2024 insgesamt 11.041 Fälle erfasst – davon 1.065 einfacher und 9.976 schwerer Diebstahl. Verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 ergibt sich ein Rückgang um über 13 Prozent.
Auch Raubüberfälle auf Spielhallen sind deutlich zurückgegangen: Die aktuelle Zahl liegt bei 126 Fällen, während im Jahr 2017 noch 591 solcher Delikte registriert wurden. Die kontinuierliche Abnahme legt nahe, dass Schutzmaßnahmen in diesem Bereich Wirkung zeigen.
Kriminalitätsentwicklung im Gesamtkontext
Deutschlandweit wurden im Jahr 2024 insgesamt 5.837.445 Straftaten registriert – ein Minus von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auffällig ist jedoch der gleichzeitige Anstieg der Gewaltkriminalität, wie das Bundeskriminalamt betont.
Die Entwicklung sei komplex und lasse sich regional unterschiedlich beobachten. Die teillegalisierte Abgabe von Cannabis seit April 2024 wird als Hauptursache für den Rückgang bei den Rauschgiftdelikten genannt.
Zwischen Repression und Reform
Die Zahlen der PKS 2024 werfen ein deutliches Licht auf ein wachsenden Problemkomplex: Während die Strafverfolgung effizient agiert, scheint sie dem ansteigenden Trend zum unerlaubten Glücksspiel nicht wirksam entgegentreten zu können.
Fachleute wie Interessenvertreter sehen in einer modernen und nachfrageorientierten Regulierung die einzige nachhaltige Möglichkeit, um den Schwarzmarkt einzudämmen und zugleich einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Glücksspiel zu fördern.
Quellen: Bundeskriminalamt (BKA), Die Deutsche Automatenwirtschaft
Bildquelle: Die Deutsche Automatenwirtschaft