Der Senat fordert eine Überprüfung des Werbeverbots - kippt dieses jetzt?
Italien könnte schon bald das bestehende Werbe- und Sponsoringverbot für Glücksspielanbieter überarbeiten. Die Kommission für Kultur und Bildung des italienischen Senats hat vergangene Woche eine von der Partei Fratelli d’Italia eingebrachte Resolution zur Reform des italienischen Fußballs verabschiedet.
Teil des Maßnahmenpakets ist eine geplante Anpassung des Decreto Dignità, das seit dem 1. Januar 2019 jegliche Werbung für Glücksspiel und Wetten sowie das Sponsoring im Sport verbietet.
Künftig sollen Einnahmen aus der Glücksspielbranche wieder in den Sport fließen. Kritiker befürchten, dass dies den Weg für eine schrittweise Rückkehr des Sponsorings ebnet und langfristig auch zu einer Wiederzulassung von Glücksspielwerbung führen könnte.
Effektiver Spielerschutz oder Fehlschlag?
Wie italienische Medien berichten, sei der Beschluss der Senatskommission nach intensiven Untersuchungen und Expertenanhörungen gefallen. Seit Februar letzten Jahres habe man insbesondere Vertreter des Sports konsultiert, darunter Offizielle der Serie A und B, Verantwortliche einzelner Profiklubs sowie Vertreter der Schiedsrichterorganisationen.
Mit der verabschiedeten Resolution werde die Regierung aufgefordert, das Decreto Dignità in Bezug auf Glücksspielwerbung und Sponsoring zu überarbeiten. Eine komplette Aufhebung des Verbots stehe jedoch nicht zur Diskussion – stattdessen werde eine ausgewogene Lösung angestrebt.
Die Partei Fratelli d’Italia argumentiert, dass das aktuelle Werbeverbot nicht die gewünschte Wirkung gezeigt habe. Senator Paolo Marcheschi betont:
„Niemand möchte Spielsucht fördern, aber wir als Gesetzgeber müssen auch anerkennen, wenn etwas nicht funktioniert hat und nicht die Ergebnisse liefert, auf die wir gehofft haben."
Besonders problematisch sei, dass das Verbot in erster Linie lizenzierte Anbieter und den Profisport getroffen habe, während illegale Glücksspielbetreiber weiterhin aktiv seien. Vor allem in den sozialen Medien sei Schwarzmarkt-Werbung nach wie vor weit verbreitet.
Opposition fürchtet schrittweise Lockerung des Werbeverbots
Seit Einführung des Verbots für Glücksspielwerbung und Sportsponsoring haben die Fußballligen erhebliche Einnahmeverluste hinnehmen müssen. Der Senat schlägt deshalb vor, 1 % der Glücksspiel- und Sportwetteneinnahmen direkt in den Sport zu investieren.
Die Mittel sollen über einen Fonds verwaltet werden, der den Bau neuer Stadien sowie die Renovierung bestehender Anlagen unterstützt. Auch der Breitensport und die Nachwuchsförderung sollen von diesen Geldern profitieren.
Ein weiterer Teil der Einnahmen soll in Programme zur Spielsuchtprävention fließen. Doch Kritiker sehen in der Resolution zu große Spielräume für eine schleichende Rückkehr von Werbung und Sponsoring. Fraktionschef der Partito Democratico, Francesco Boccia, kritisiert:
„Wir haben darauf bestanden, dass der Teil der Resolution, der das Werbe- und Sponsoring-Verbot faktisch außer Kraft setzt, gestrichen wird. Aber scheinbar sind die mit den Wetten verbundenen wirtschaftlichen Einnahmen für die Mehrheit deutlich wichtiger."
Die Regierung hat nun sechs Monate Zeit, den zuständigen Parlamentskommissionen darzulegen, wie die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden sollen. Ob dies den Anfang vom Ende des Werbeverbots in Italien markiert, bleibt abzuwarten.
Quellen: Senato della Repubblica, Pagella Politica, Federconsumatori