Zwischen Glücksspielsucht und Lootbox-Käufen besteht laut einer neuen Studie eine starke Korrelation.
Eine aktuelle Untersuchung von Forscherinnen und Forschern aus Australien und Neuseeland widmete sich der Frage, ob Alkohol gleichermaßen mit Glücksspiel und Lootboxen korreliert. Im Vorfeld war ein enger Zusammenhang erwartet worden, die Ergebnisse sprechen jedoch eine andere Sprache. Bei Lootboxen sei insbesondere beim chronischen Konsum kein Effekt nachweisbar gewesen.
Exzessiver Alkohol und Lootboxen – kein Zusammenhang
In der wissenschaftlichen Diskussion werden Glücksspiel und Lootboxen häufig in einem Atemzug genannt, da beide auf ähnlichen Belohnungsmechanismen basieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben manche Länder Lootboxen bereits mit Glücksspiel gleichgesetzt und in bestimmten Fällen untersagt.
Die Untersuchung von East et al., veröffentlicht am 31. August in Nature Scientific Reports, kommt jedoch zu einem differenzierteren Befund. Während zwischen Alkohol und riskantem Glücksspiel eine deutliche Verbindung bestehe, sei dies bei Lootboxen nicht im gleichen Maße der Fall.
Die Studie beruhte nicht auf Experimenten mit Spielern unter Alkoholeinfluss, sondern auf einer allgemeinen Umfrage zum Konsum- und Spielverhalten. Dabei hätten 82,9 % der Befragten von Alkoholkonsum berichtet, 44,2 % hätten erklärt, beim Spielen zu trinken, und 18,6 % gaben an, Lootboxen unter Alkoholeinfluss erworben zu haben.
Glücksspiel- und Lootbox-Käufe bei parallelem Konsum erhöht
Beim Blick auf den allgemeinen Alkoholkonsum, gemessen anhand des AUDIT-Scores, hätten die Forschenden keinen Zusammenhang mit den Ausgaben für Lootboxen gefunden. Der Korrelationswert sei praktisch null gewesen (rs = –0,01), und auch das Bayes-Modell habe mit BF+0 = 0,09 eindeutig gegen einen Effekt gesprochen.
Beim riskanteren Lootbox-Verhalten, erfasst über den Risky Loot Box Index, sei lediglich ein schwacher Hinweis vorhanden gewesen (rs = 0,15, BF+0 = 1,31). Damit stünden langfristige Trinkgewohnheiten in keinem relevanten Zusammenhang mit dem Kauf oder risikobehaftetem Gebrauch von Lootboxen.
Ein anderes Bild hätten die Ergebnisse beim akuten Konsum ergeben, also beim Trinken während des Spielens. In diesem Fall hätten die Daten deutliche Zusammenhänge gezeigt: Häufigeres Trinken während des Gamings sei mit höheren Ausgaben für Lootboxen verbunden gewesen (rs = 0,17, BF+0 = 3,11).
Für klassisches Glücksspiel sei bereits in zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen, dass Alkoholkonsum zu riskanterem Verhalten beiträgt. Hier sei Trinken während des Spiels mit höheren Einsätzen und schnellerer Geldentwertung verknüpft, wobei Impulsivität den Effekt zusätzlich verstärken könne.
Die Forschung deute insgesamt auf eine Verbindung sowohl mit chronischem als auch mit akutem Konsum hin. Vor diesem Hintergrund sei es bemerkenswert, dass die Studie für Lootboxen nur beim akuten Konsum eine solche Verbindung festgestellt habe.
Deutliche Überschneidung zwischen Spielsucht und Lootboxen
Ein besonders klarer Befund der Studie betrifft den Zusammenhang zwischen problematischem Glücksspielverhalten, gemessen am Problem Gambling Severity Index (PGSI), und der Nutzung von Lootboxen. Die Forschenden hätten hier eine sehr starke Evidenz für eine positive Korrelation festgestellt.
Sowohl bei den Ausgaben für Lootboxen (rs = 0,22, BF10 = 10,93) als auch beim riskanten Verhalten mit Lootboxen (rs = 0,35, BF10 = 18.364,78) seien deutliche Zusammenhänge erkennbar gewesen.
Damit bestätige die Analyse, was bereits frühere Studien nahegelegt hätten: Personen mit stärker ausgeprägten Symptomen problematischen Glücksspiels investierten häufiger und risikoreicher in Lootboxen. Die Ergebnisse wiesen somit auf eine stabile Überschneidung zwischen klassischem Glücksspielverhalten und lootboxbasierten Mechaniken hin.
Quellen: Nature Scientific Reports, National Library of Medicine