Die GGL warnt vor der Teilnahme an Unterhaltungs- und Gesellschaftswetten.
Mit ungewöhnlicher Klarheit ordnet die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) die Lage ein: Wetten auf gesellschaftliche Ereignisse, die gegen Entgelt angeboten werden, sind nach deutschem Recht illegal. In den jüngsten Wochen und Monaten haben einschlägige Berichte stark zugenommen. In der öffentlichen Debatte tauchten sogar Wetten auf den Ausgang des Ukraine-Krieges auf.
Abgrenzung des Gesetzgebers: Sportwetten ja, Gesellschaftswetten nein
Vor diesem Hintergrund richtet die Behörde eine gezielte Warnung an die Bevölkerung und betont:
„Die zunehmende öffentliche Präsenz solcher Angebote veranlasst die Behörde, die Bevölkerung gezielt zu warnen und über die rechtliche Lage und Gefahren illegaler Wetten aufzuklären.“
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021) setzt die entscheidende Grenze. Nach § 3 Abs. 1 Satz 4 i. V. m. § 4 Abs. 5 sind Wetten, die ein hohes Manipulationsrisiko bergen, nicht genehmigungsfähig.
Die Erlaubnisfähigkeit ist auf Sportereignisse beschränkt, sofern eindeutige, überprüfbare Ergebnisse und klare Regeln vorliegen. Die GGL fasst zusammen:
„Aufgrund der hohen Manipulationsgefahr sind solche Wetten […] nicht genehmigungsfähig. Der Gesetzgeber hat ausschließlich Wetten auf definierte Sportereignisse […] als erlaubnisfähig zugelassen.“
Alles andere – also Wetten auf gesellschaftliche, politische oder kulturelle Entwicklungen – ist in Deutschland verboten.
Was genau wird gewettet? Beispiele aus der Praxis
Gesellschaftswetten decken ein außerordentlich breites Spektrum ab. Genannt werden Wetten auf Nobelpreisträger, die Spotify Top Artists 2025, den Ort eines möglichen nächsten Treffens zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj, die Entwicklung des Bitcoin-Preises innerhalb eines Monats sowie prominente Lebensereignisse, etwa rund um Taylor Swift und Travis Kelce inklusive einer möglichen Super-Bowl-Halbzeitshow 2026.
Polymarket und Kalshi stehen exemplarisch für Märkte, auf denen Teilnehmende Anteile an Ereignisverläufen handeln. Bei Kalshi lässt sich die Mechanik in Zahlen beschreiben: Kostet ein „Ja“-Anteil bei 75 Prozent Erwartungswert rund 0,75 US-Dollar, zahlt die Gegenseite etwa 0,25 US-Dollar.
Bei Eintritt des Ereignisses werden 1 US-Dollar pro Anteil ausgekehrt. Nach der Verlobung von Taylor Swift und Travis Kelce wurden in den ersten Stunden Einsätze von rund 80.000 US-Dollar registriert.
Diese Märkte funktionieren nicht nach dem Prinzip „eine Stimme pro Person“, sondern nach dem Einsatzprinzip: Wer mehr investiert, bestimmt die Preissignale stärker.
Während der US-Wahl 2024 sorgte diese Logik für Diskussionen. Elon Musk gab sich als Unterstützer von Polymarket zu erkennen und teilte Quoten auf X, was in der Wahrnehmung teils wie Umfragewerte wirkte. D
er Investor Peter Thiel soll 70 Millionen US-Dollar in Polymarket investiert haben. Solche Konstellationen illustrieren, wie finanzkräftige Akteure Preissignale und damit Stimmungen verstärken können.
Warum die GGL Manipulationsgefahren sieht
Nach Einschätzung der Aufsicht fehlt es Gesellschaftswetten häufig an einem objektiv messbaren, regelgebundenen Ergebnis. Die Formate basieren vielfach auf unklaren, subjektiven oder extern beeinflussbaren Ereignissen und gelten deshalb als besonders anfällig für Manipulation. Zwei Kernaussagen der GGL fassen die Lage zusammen:
„Die zunehmende öffentliche Präsenz solcher Angebote veranlasst die Behörde, die Bevölkerung gezielt zu warnen […]. Aufgrund der hohen Manipulationsgefahr sind solche Wetten […] nicht genehmigungsfähig.“
Genau diese Einschätzung trägt den gesetzlichen Ausschluss der Erlaubnisfähigkeit. Sportwetten bilden die Ausnahme, weil dort definierte Regeln sowie überprüfbare Resultate vorliegen.
Die GGL erinnert daran, dass nicht nur die Veranstaltung und Vermittlung entsprechender Angebote strafbar ist, sondern auch deren Bewerbung und die Teilnahme.
Für illegales Glücksspiel nennt der Hinweis Freiheitsstrafen von bis zu sechs Monaten oder Geldstrafen. Im Ergebnis können finanzielle Sanktionen höher ausfallen als kurzfristige Wettgewinne – ein zusätzliches Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher.
Die tatsächliche Verfolgung von Plattformen wie Polymarket ist in Deutschland kompliziert. Genannt werden die US-Herkunft, dezentrale Strukturen und die Verwendung von Kryptowährungen als erschwerende Faktoren.
International gibt es bereits Reaktionen: In Australien wurde das Angebot von Polymarket blockiert. Ob in Deutschland weitere Schritte folgen, lässt die GGL vorerst offen.
Woran sich Verbraucher halten können
Legal ist die Teilnahme am Glücksspiel in Deutschland nur, wenn ein Anbieter über eine staatliche Erlaubnis verfügt. Seriöse Online-Angebote sind verpflichtet, diese Erlaubnis auf ihrer Startseite sichtbar zu machen.
Bei Unsicherheit empfiehlt sich ein Blick in die Whitelist der GGL, die alle zulässigen Glücksspielanbieter führt. Wer sich darauf stützt, reduziert das Risiko, ungewollt an illegalen Formaten teilzunehmen.
Quellen: Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL), Spiegel
Bildquelle: GGL