Niedersachsen: Landesregierung soll Glücksspielmechanismen in Videospielen begrenzen.
Lootboxen und Mikrotransaktionen sind seit Jahren ein umstrittenes Thema in der Gaming-Industrie. Der niedersächsische Landtag hat nun eine umfassende Entschließung verabschiedet, die auf eine stärkere Regulierung dieser Mechaniken abzielt. Besonders im Fokus steht der Schutz von Jugendlichen vor potenziell suchtgefährdenden Elementen in digitalen Spielen.
Warum sind Lootboxen problematisch?
Lootboxen sind zufällige Belohnungspakete, die in vielen Videospielen gegen Geld erworben werden können. Die Inhalte sind jedoch ungewiss – ähnlich wie beim Glücksspiel.
Kritiker bemängeln, dass diese Mechaniken gezielt darauf ausgelegt sind, Spieler zu wiederholten Käufen zu animieren. Dadurch können hohe Kosten entstehen, ohne dass sich die Spieler der tatsächlichen finanziellen Belastung bewusst sind.
Zudem besteht die Gefahr, dass insbesondere junge Spieler durch diese Mechanismen an Glücksspielelemente gewöhnt werden. Die Europäische Verbraucherzentrale hat mehrfach davor gewarnt, dass Lootboxen das Risiko von exzessivem Spielverhalten und finanzieller Überschuldung erhöhen.
Beschluss des niedersächsischen Landtags
Am 5. Februar 2025 verabschiedete der Landtag Niedersachsen eine Entschließung mit dem Titel „Von Lootboxen zu problematischem Glücksspiel?“. Eingebracht wurde sie von den Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen und später mit Unterstützung der CDU beschlossen.
Die Entschließung hebt hervor, dass die Gaming-Industrie immer stärker auf In-Game-Käufe setzt, um Gewinne zu generieren. Besonders problematisch seien dabei „Dark Patterns“ – manipulative Mechaniken, die Spieler zu unbewussten oder impulsiven Käufen verleiten. Der Landtag sieht in diesen Praktiken ein großes Risiko für junge Menschen und fordert daher klare gesetzliche Regelungen.
Forderungen zur Regulierung von Lootboxen
Der Landtag Niedersachsen stellt in seiner Entschließung acht zentrale Forderungen, die den Spielerschutz verbessern sollen:
- Unterstützung eines EU-weiten Regulierungsrahmens für Lootboxen durch die Verbraucherzentrale Brüssel.
- Prüfung von Maßnahmen zur Einschränkung von simuliertem Glücksspiel.
- Einführung einer Kennzeichnungspflicht für problematische In-Game-Käufe, darunter Pay-to-Win-Mechanismen.
- Mindestalter von 18 Jahren für Spiele mit Lootboxen sowie Warnhinweise zur Spielzeit und Limitdateien für finanzielle Ausgaben.
- Verpflichtende Darstellung der Gesamtausgaben in realer Währung (Euro).
- Offenlegung der Gewinnwahrscheinlichkeiten für Lootbox-Inhalte.
- Aufklärungsmaßnahmen über suchtfördernde Mechanismen in Spielen.
- Verbot von Werbung für Lootboxen, wenn diese sich an Minderjährige richtet.
Auswirkungen auf die Gaming-Industrie
Sollten diese Forderungen in Niedersachsen umgesetzt werden, könnte dies die Art und Weise, wie Spiele finanziert werden, nachhaltig verändern. Viele Free-to-Play-Titel stützen sich auf Mikrotransaktionen als Einnahmequelle – eine strengere Regulierung könnte dazu führen, dass Entwickler ihre Monetarisierungsstrategien überdenken müssen.
Während einige europäische Länder bereits Maßnahmen gegen Lootboxen ergriffen haben, gibt es in Deutschland noch keine einheitliche Regelung. Die niedersächsische Initiative könnte als Vorbild für andere Bundesländer dienen und langfristig die Grundlage für eine bundesweite Gesetzgebung schaffen.
Mit der aktuellen Entschließung sendet Niedersachsen ein deutliches Signal: Jugendschutz und Transparenz müssen in der Gaming-Industrie oberste Priorität haben.
Quellen: Landtag Niedersachsen, Bündnis90/Die Grünen, SPD Landtagsfraktion Niedersachsen