Britischen Berichten zufolge steht ein Verkauf des Glücksspiel- und Sportwettenkonzerns bet365 zur Diskussion.
Ein geplanter Verkauf des britischen Glücksspiel- und Sportwettenriesen bet365 hat in der Presse für erhebliches Aufsehen und Spekulationen gesorgt. Wie The Guardian in einem exklusiven Bericht am Donnerstag geschrieben hat, werde der Konzern mit 9 Mrd. GBP [10,59 Mrd. €] bewertet. Zur Diskussion stünden ein direkter Börsengang an der Wall Street oder ein vorläufiger Teilverkauf an Private-Equity-Investoren.
Strategische Öffnung – Teilverkauf oder IPO in den USA
Im Jahr 2005 gründete Denise Coates im britischen Stoke-on-Trent die Online-Sportwetten-Marke bet365, die sich schnell als einer der führenden Anbieter auf dem britischen Markt etablierte. Die Familie Coates war jedoch bereits in den 1970er Jahren mit stationären Wettbüros unter dem Namen Provincial Racing im Geschäft.
Obwohl bet365 als Marke nie im stationären Segment genutzt wurde, trennte sich die Familie 2005 von diesem Geschäftsbereich und verkaufte sämtliche Wettbüros an Coral. Mit der Online-Plattform legte Denise Coates den Grundstein für eines der größten privaten Glücksspielunternehmen – und wurde selbst zur Milliardärin.
Nach rund 25 Jahren Unternehmensentwicklung könnte der mögliche Verkauf von bet365 für die Familie Coates einen Schlusspunkt setzen. Wie Alun Bowden, Seniorberater beim iGaming-Spezialisten Eilers & Krejcik Gaming (EKG), gegenüber The Guardian erläutert, sei der Zeitpunkt für Denise Coates – die in naher Zukunft 60 Jahre alt werde – womöglich ideal, um sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen.
Das Interesse von Investorenseite sei laut Branchenbeobachtern hoch. Der Markt für Online-Sportwetten gelte als besonders anspruchsvoll, was den Einstieg betreffe – und vor allem teuer. Wer dort Fuß fassen wolle, müsse mit großem Kapitalaufwand rechnen. Bowden betont:
„Seit Jahrzehnten sagen mir Leute, dass bet365 das eine Unternehmen sei, in das sie am liebsten investieren würden. Und auch wenn in der Branche inzwischen ein gewisser Konsens besteht, dass die Strahlkraft etwas nachgelassen hat, bleibt bet365 eines der besten, wenn nicht das beste Online-Sportwettenunternehmen weltweit, mit enormem Wachstumspotenzial im Casino-Bereich, in den USA und vielen anderen Märkten.”
Wann bet365 verkauft werden könnte und in welcher Form, sei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Im Bericht des Guardian ist von mehreren denkbaren Szenarien die Rede. Erwartet werde, dass der Unternehmenswert bei einem Verkauf mindestens 9 Mrd. GBP erreichen könne.
Laut dem Bericht habe die Familie Coates bereits erste Gespräche mit Banken an der Wall Street aufgenommen. Eine Variante wäre demnach ein Teilverkauf an einen Private-Equity-Investor, bei dem die Familie zunächst beteiligt bleibe und erst später über einen Börsengang vollständig aussteige.
Als zweite Möglichkeit stehe ein direkter Börsengang im Raum – entweder zeitnah oder nach weiterer strategischer Vorbereitung. Eine offizielle Stellungnahme von bet365 sei bislang nicht erfolgt.
Börsengang passt zur US-Strategie
Ein möglicher Gang an die US-Börse entspreche der strategischen Ausrichtung von bet365. Der Anbieter habe seine Präsenz auf dem US-Markt in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt, heißt es. Seit der Legalisierung von Sportwetten im Jahr 2018 wachse dieser Bereich stetig.
Bet365 verfüge derzeit über Lizenzen in 13 Bundesstaaten und strebe zusätzliche Genehmigungen in neu regulierten Märkten an. Auch innerhalb der Unternehmensstruktur seien gezielte Entscheidungen getroffen worden, um die Position gegenüber US-Investoren zu verbessern.
Dazu zähle auch die Übertragung des Fußballvereins Stoke City auf John Coates, den Bruder von Denise Coates. Der Klub, derzeit aktiv in der zweiten englischen Liga, sei lange ein familiär geprägtes Projekt gewesen.
Ein Börsengang in den USA werde auch deshalb als attraktiv angesehen, weil die Zahl geeigneter Glücksspielunternehmen für Investoren begrenzt sei. Gleichzeitig böten sich auf dem US-Markt weiter große Wachstumschancen.
Branchenschätzungen zufolge werde der Umsatz von aktuell rund 14 Mrd. USD bis 2029 auf mehr als 23 Mrd. USD anwachsen. Bet365 halte bislang etwa 2,5 Prozent Marktanteil und strebe eine Verdopplung in den kommenden Jahren an.
Quellen: The Guardian, Racing Post