Glücksspielbehörde unter Druck: Bet3000 und die Debatte um staatliche Regulierung.
In der Debatte um die Regulierung des Glücksspielmarkts hat ein offener Brief der BET3000 Gruppe für erhebliches Aufsehen gesorgt. Die Geschäftsführerin Melina Borisic wendet sich darin mit deutlichen Worten an die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) und wirft der Institution unter anderem Intransparenz, juristische Fehler und mangelnden Realitätssinn vor. Der Auslöser: Der Lizenzentzug im Juli 2024, der ohne vorherige Ankündigung erfolgte und das Unternehmen in eine existenzielle Krise gestürzt habe.
Der Lizenzentzug von Bet3000 und seine Folgen
In dem Schreiben, das öffentlich gemacht wurde, heißt es unter anderem: „Was wir erleben, ist eine Mischung aus Machtmissbrauch, strukturellem Versagen und institutionalisierter Arroganz.“
Bet3000 sieht sich als Opfer einer regulatorischen Praxis, die sich nicht am Dialog orientiere, sondern an Konfrontation.
Am 25. Juli 2024 wurde die Lizenz zur Veranstaltung von Sportwetten für Bet3000 durch die GGL widerrufen. Laut Behörde beruhte der Schritt auf Verstößen gegen technische Vorschriften im Online-Bereich – konkret ging es um zeitweise Probleme mit der Anbindung an das Kontrollsystem LUGAS. Diese seien jedoch, so der Anbieter, durch einen externen Dienstleister verursacht und längst behoben gewesen.
Statt einer Einzelfallprüfung oder einer Frist zur Nachbesserung, wie im Glücksspielstaatsvertrag vorgesehen, sei es direkt zum Lizenzentzug gekommen – eine Maßnahme, die in ihrer Konsequenz auch den stationären Vertrieb betraf, obwohl dort keine technischen Mängel festgestellt worden seien.
Gerichtlicher Weg und erste Ergebnisse
IBA Entertainment Ltd., die Muttergesellschaft von Bet3000, hat daraufhin gerichtliche Schritte eingeleitet. Ein Eilverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Magdeburg führte dazu, dass das terrestrische Wettangebot zwischenzeitlich wieder aufgenommen werden konnte. Die Online-Plattform bleibt hingegen weiterhin deaktiviert.
Die gerichtliche Teillösung bezeichnete das Unternehmen als ersten Erfolg, betonte jedoch, dass weiterhin umfassender Rechtsschutz angestrebt werde. In einem Medienstatement äußerte man sich zuversichtlich, letztlich auch die Online-Lizenz wiederzuerlangen.
Konflikt um eingereichte Analysen
Besonders brisant: Bet3000 hatte der GGL im Februar 2025 umfangreiche technische Unterlagen zur Verfügung gestellt – über 600 Seiten an Analysen, Fehlerprotokollen und Vorschlägen. Die Behörde reagierte nach Angaben des Unternehmens weder auf die Inhalte noch auf Kontaktversuche.
Stattdessen sei kurze Zeit später ein internes GGL-Papier mit nahezu identischen Formulierungen veröffentlicht worden – ohne Hinweis auf die Quelle. Die Unterlagen seien zudem erst auf ausdrückliche Nachfrage und mit Verzögerung an das Unternehmen zurückgegeben worden.
Wirtschaftlicher Schaden und Imageverlust
Neben dem Imageschaden sieht Bet3000 auch massive finanzielle Folgen: Der Entzug der Lizenz habe zu Steuerausfällen in Höhe von mehr als 55 Millionen Euro geführt. Rund 1.500 Beschäftigte seien betroffen. Der Markt, so Borisic, verliere damit einen Anbieter, der stets transparent, gesetzestreu und zuverlässig gehandelt habe.
Borisic kritisierte in ihrem Schreiben, die Maßnahmen der GGL seien weder nachvollziehbar noch verhältnismäßig: „Wir haben keine Schattenstruktur, keine versteckten Modelle – aber offenbar ist genau das unbequem.“
Der Fall als Spiegelbild regulatorischer Herausforderungen
Die Kontroverse offenbart eine tieferliegende Problematik: Die Balance zwischen wirksamer Kontrolle und fairer Marktpflege scheint in diesem Fall aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Ob die GGL ihren regulatorischen Auftrag sachgerecht erfüllt hat, wird die juristische Aufarbeitung zeigen müssen.
In jedem Fall hat die Auseinandersetzung eine neue Debatte darüber angestoßen, wie weit Regulierungsbehörden gehen dürfen – und wie sie dabei mit den Marktteilnehmern kommunizieren und zusammenarbeiten sollten. Für Bet3000 ist der Konflikt mehr als ein Einzelfall: Er steht für eine grundsätzliche Frage der Verhältnismäßigkeit im regulierten Glücksspielsystem.
Quelle: BET3000
Bildquelle: BET3000