Mit der Schließung von Admiral Ruggell verliert Liechtenstein sein ältestes Casino.
Das Casino ADMIRAL in Ruggell stellt den Betrieb zum 30. September 2025 ein. Damit verschwindet die erste in Liechtenstein eröffnete Spielbank vom Markt—ein Haus, das im August 2017 als Vorreiter den Startschuss für den Casinoboom im Fürstentum gab. Trägerin des Standorts ist die Casino Admiral AG, gegründet im März 2011. Die Entscheidung zur Schließung fällt nach einer Phase, in der sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in kurzer Zeit grundlegend verändert haben.
Der Wendepunkt: Sperrdatenaustausch und neue Kostentreiber
Nach Angaben des Unternehmens ist der Sperrdatenaustausch mit der Schweiz der wohl einschneidendste Faktor der jüngsten Vergangenheit. Das Instrument, das in Österreich und Deutschland nicht vorgesehen ist, habe die Wettbewerbsposition spürbar verschlechtert.
Hinzu kommen Erhöhungen der Geldspielabgabe, eine Verschärfung der Quote zwischen Live-Game und Geldspielautomaten, eine Einschränkung, die in der Schweiz gänzlich aufgehoben wurde, sowie verbindliche Aufstockungen beim Personal für den laufenden Betrieb. In der Summe, so der Befund, machten diese Schritte ein profitables Wirtschaften seit dem 7. Januar 2025 unmöglich.
Rechtssicherheit des Casinos Ruggell in Frage gestellt
Verwaltungsratspräsidentin Birgit Wimmer beschreibt die regulatorische Entwicklung als Kettenreaktion mit gravierenden Folgen:
„In den vergangenen Jahren haben sich die regulatorischen Rahmenbedingungen für alle Casinobetreiber in Liechtenstein mehrfach verändert, wodurch die Rechtssicherheit in Frage gestellt wurde und ein deutliches Regulierungsgefälle zu den umliegenden Ländern entstanden ist.“
Dass zentrale Vorgaben im regionalen Vergleich fehlen oder lockerer sind, befeuere Wettbewerbsverzerrungen. Besonders der Sperrdatenaustausch stelle das Haus in Ruggell vor spezifische Nachteile gegenüber Anbietern in Deutschland und Österreich.
Gespräche ohne Ergebnis: Der vergebliche Versuch der Kurskorrektur in Ruggell
Um gegenzusteuern, suchte die Casinoleitung im Februar 2025 aktiv das Gespräch mit dem Amt für Volkswirtschaft (Glücksspielbehörde). Ziel war es, die Dringlichkeit der Lage darzulegen und mögliche Entlastungs-Maßnahmen zu diskutieren. Die Bilanz fällt ernüchternd aus. Wimmer kommentiert:
„Nach mittlerweile sechs Monaten sind weiterhin keine Anzeichen einer Unterstützung oder Vorschläge seitens der Behörden, Regierung und anderen Akteuren erkennbar, welche einen nachhaltigen und gesunden Geschäftsverlauf ermöglichen würden.“
Eigentümerstruktur, Investitionen und fiskalische Bedeutung des Casinos
Die Eigentümer des Standorts sind Gryphon Management (FL) AG mit 66 %—eine Tochter der Gryphon Invest AG und Teil der NOVUM SWISS Gruppe mit Sitz in Zürich, sowie die Grand Resort Bad Ragaz AG mit 34 %.
Über die Jahre wurden mehr als 14 Mio. CHF in den Standort investiert. Die Investitionen flossen in ein modernes, innovatives Spielangebot, technologisch aktuelle Infrastruktur, umfassende Gästebetreuung und Aus- und Weiterbildung der Belegschaft.
Finanziell leistete das Haus einen substanziellen Beitrag: Seit der Eröffnung fielen rund 115 Mio. CHF an Geldspielabgaben an. Diese Zahl steht für eine stabile Umsatzentwicklung, die gleichwohl nicht mehr ausreicht, die jüngsten Kosten- und Regulierungsimpulse aufzufangen.
Folgen für die Beschäftigten und die Region
Besonders betroffen sind die Mitarbeiter, von denen viele seit Beginn im Unternehmen tätig sind. Wimmer richtet den Blick auf die Belegschaft:
„Unser Dank und unsere Wertschätzung gilt insbesondere den langjährigen und loyalen Mitarbeitenden.“
Die Aktionäre kündigen einen Sozialplan an, der über die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinausgeht, und wollen möglichst vielen Beschäftigten eine Weiterbeschäftigung im Gruppenverbund ermöglichen. Damit soll der Übergang abgefedert und die Bindung von Know-how gesichert werden.
Engagement über das Casino Kerngeschäft hinaus
Das Casino ADMIRAL verstand sich nicht nur als Betreiber einer Spielbank, sondern auch als Partner in Kultur und Sport. Das Haus unterstützte Vaduz Classic, den FC Vaduz und weitere lokale Initiativen.
Mit der Schließung endet dieses Engagement am Standort Ruggell, das Unternehmen betont jedoch, man wolle Verantwortung zeigen—insbesondere gegenüber der Belegschaft.
Mit dem Rückzug von ADMIRAL aus Ruggell verliert Liechtenstein nicht nur einen frühen Marktakteur, sondern auch ein Symbol der Liberalisierungsphase. Das Pionierhaus, das 2017 den Casinobetrieb im Land erst möglich gemacht und dem Sektor Sichtbarkeit verschafft hatte, scheitert nicht am Markt im engeren Sinn, sondern an regulatorischen Schubkräften.
Diese dürften das Kosten- und Wettbewerbsgefüge seit Anfang 2025 neu geordnet haben. Die Schließung am 30. September 2025 ist folglich weniger ein singuläres Ereignis als vielmehr der Schlussstrich unter eine Entwicklung, die sich seit Monaten abzeichnete.
Quellen: Admiral Casino Ruggell, Landesspiegel, Vaterland
Bildquelle: Admiral Casino